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Donnerstag, 27. März 2014

Antarktis, Südgeorgien

8.3.-22.3.2014

Ein ziemlich schräger Trip

"Früher glaubten die Menschen, dass die Welt irgendwo südlich der damals bekannten Kontinente endete. In gewisser Weise hatten sie Recht. Wenn die Drake-Passage hinter uns liegt und das Kap Horn weit hinten unter die Horizontlinie abtaucht, bleibt auch die Welt, die wir kennen, zurück. An ihre Stelle tritt eine neue Welt. Eine Welt, wo die einzigen Bäume die Weihnachtsbäume sind, welche einige der vorübergehenden Bewohner mitbringen. Eine Welt, wo Staatsgrenzen nicht gelten, wo Vögel, die nicht fliegen, Bombern im Sturzflug gleichen. Eine Welt, wo ein weisses Tuch die Landschaft bedeckt. Eine Welt, wo der Mensch sein Bedürfnis nach Einklang mit der Umwelt und Brüderlichkeit mit anderen Menschen auslebt. 
Willkommen in der Antarktis!
Die letzte Terra incognita zieht mit ihren Schätzen und Geheimnissen Forscher und Reisende aus aller Welt in ihren Bann. Dabei steckt die Antarktis voller Überraschungen. So beherbergt sie zwar die grössten Trinkwasserreserven der Welt, ist aber gleichzeitig der trockenste aller Kontinente: Hier ist die Luftfeuchtigkeit am niedrigsten. Und obwohl keiner ihrer Gipfel höher ist als 5200m, weist die Antarktis doch die grösste durchschnittliche Höhe über dem Meeresspiegel auf.
Doch die Besucher kommen nicht hierher, um ihren Fuss einmal auf den trockensten Kontinent zu setzen. Sie kommen vielmehr wegen seiner überwältigenden Schönheit. Wegen der Ursprünglichkeit dieser Landschaft, in der der Mensch nur Gast ist. (...) Sie erleben Pinguine und Seelöwen aus nächster Nähe." (Zitat aus einem Touristenführer: Patagonien Chile, Natur und Abenteuer) 



Völlig unerwartet erreicht mich ein unglaubliches Angebot von Sarah aus Ushuaia. Sie arbeitet in einer Argentur, die Last-Minute-Tickets für Antarktisschiffreisen verkauft. Die Kombination Antarktis - Südgeorgien und Ankunft in Buenos Aires ist perfekt für mich. Nicht lange überlegt und zu gesagt! Ebenso gerät Stefan ins Schwärmen und wirft seine "Pläne" über den Haufen... 

Jetzt heisst es schnell umorganisieren, Flüge nach Punta Arenas buchen, überflüssiges Gepäck und Fahrrad von Stefan einmotten! Eine Woche vor Abfahrt erreichen wir Ushuaia, wir klären noch die organisatorischen Sachen bei Sarah im Büro und schon sind wir ready für einen aussergewöhnlichen Trip ins ewige Eis.


Am Abreisetag liegt ein wunderschöner Regenbogen über Ushuaia, das kann ja nur super werden!

"You are the two crazy germans!" ("Ihr seid die zwei verrückten Deutschen!")
Mit diesen Worten werden wir vor dem Schiff Ocean Diamonds begrüsst. Wir schauen uns fragend an. "166 chinese people and you two!" ("166 Chinesen und ihr zwei!") Na das kann ja lustig werden...


Kaum sind wir an Deck und laufen aus, geht auch schon die Präsentation der Riesenkameras los! Nicht kleckern, sondern klotzen!






Die ersten beiden Tage überqueren wir die Drake-Passage. Es ist keine ruhige Überfahrt vorrausgesagt, also schmeissen wir uns mal die nötigen Tabletten ein. Die erste Nacht war schon sehr gewöhnungsbedürftigt. Die Drucksensoren der Haut feuern ständig die Informationen der Bewegung ans Hirn und die Einrichtung unter Deck knarrt und knackst gewaltig.

Auf hoher See sehen wir Albatrosse und andere schöne Vögel. Kurz vor den Shetland Island sichten wir den ersten Eisberg.



Am 10.3. haben wir unseren ersten Landgang in Aitcho Island. Vorher wird die Aussenschicht unserer Kleider und Rucksäcke gereinigt und abgesaugt. Es gibt strenge Richtlinien, dass nichts in dieses empfindliche Ökosystem eingeschleppt wird. Gummistiefel werden ebenfalls von der Company gestellt, da es meistens nasse Anlandungen gibt. 

In Aitcho Island sehen wir Chinstrap und Gentoopinguine. 




Photo by Stefan

 
 


Manche Leute zeigen absoluten Körpereinsatz, nicht immer ganz zur Freude der Pinguine :-) die halten sich dann lieber die Flügel vors Gesicht...




Am nächsten Morgen erleben wir eine Überraschung, es liegt eine ca. 2cm "dicke" Schneeschickt an Deck... und es schwimmen Eisberge herum...


Unser erster Landgang unter antarktischen Wetterbedingungen in Danco Island (64° Süd) steht bevor. Hier sehen wir eine Kolonie Gentoopinguine und auf dem Zodiakcruise ein Seeleoparden.


 
 

Photo by Stefan: unser Lieblingszodiakfahrer / Gewinnerbild beim Peoplecontest!





Nach dem Mittag geht es durch die LeMaire Passage noch weiter südlich. Das Schiff schlängelt sich durch eine einzigartige Landschaft aus Bergen mit Schnee und Eis. Sehr schön anzuschauen!



Gruppenbild in der Antarktis



 
Nun wird es für einige Zeit mal das Fotoequiptment der Konkurrenz auszuspähen. Hm... sollten wir den kleinen Chinesen, der dieses Supertele besitzt gleich oder sofort über Bord werfen...?



65° Süd Yalour Island - der südlichste Punkt der Schiffsreise ist erreicht und somit auch der südlichste Punkt auf meiner kompletten Reise. 

Tuktuyaktuk (69°N) bis Yalour Island (65° Süd). 

Eindrücke vom südlichsten Zodiakcruise in der Antarktis:





Wir haben sehr viel Glück und entdecken einen Seeleoparden auf einer Eisscholle. Er lässt sich von den Fototouristen nicht stören und lächelt in sich hinein.


Foto by Dave (Photograph, Quark)

Zurück an Bord findet eine alte Tradition statt. Polar-Plunge, ein Sprung ins Wasser. Einige (23 Chinesen und ein crazy german) sind dann auch noch so verrückt und springen in -1°C kaltes, klares Nass rein... 






Am 12.3. betreten wir dann endlich den antarktischen Kontinent. Wir landen an der Brown Station - einer argentinischen Forschungsstation. 







Photo by Stefan
Photo von Bea by Stefans Kamera :-)
Anschliessend geht es wieder auf einen Erkundungstrip via Zodiak in der Paradise Bay.






Als kleine Besonderheit dürfen wir heute unser Mittagessen auf Deck 6 mit einer phantastischen Aussicht auf Gletscher und Eisberge geniessen! Da ist schnelles Essen angesagt, denn ist etwas frisch draussen... 


In Cuverville Island gehen wir erneut an Land. Hier finden wir eine riesige Gentoopinguinkolonie. Es stinkt etwas, aber das ist angesichts der Aussicht absolut Nebensache. 




Bevor wir die Landgänge unternehmen, bekommen wir eindeutige Anweisungen wie wir uns gegenüber den Tieren zuverhalten haben. Z.Bsp. ist ein Mindestabstand bei den Pinguinen von 5m vorgeschrieben, bei sich mausernden Pinguinen sind es mehr. Allerdings werden wir auch daraufhingewiesen, dass diese Regel nicht für die Pinguine gilt...
Stefan wurde dann auch prompt von einer Horde aggressiver Raubpuguine ;-) angefallen. Natürlich waren sie nur neugierig und wollten mal den grossen komischen Touri untersuchen... sehr schön!





Anschliessend ging es wieder via Zodiak auf Entdeckungstour und wir haben unglaubliches Glück gehabt. Nah am Strand lagen 2 Seeleoparden auf der Lauer. Sie wissen, dass die kleinen Pinguine nun das erste Mal ins Wasser gehen und somit sehr leichte Beute für diese Raubtiere sind. Wir konnten einen Fressakt mitverfolgen. Der Seeleopard schält praktisch die Haut des Pinguins ab, bevor er diesen verspeist. Es ist sehr schwierig so eine Situation zu photographieren, aber ich hatte einen Glücktreffer dabei:


 

Dieses unglaubliche Bild hat Vladmir (Zodiakfahrer und Photograph) geschossen, mehr unter: silverphotography.ru

 Vladimir  Seliverstov silverphotography.ru

Ein anderer Seeleopard liegt wieder auf einer Eisscholle rum und wir können sogar einen Buckelwal beobachten.

Vladimir - einfach unser Liebling! :-)



Ein ereignisreicher und wunderschöner Tag verabschiedet sich mit einer spektakulären Lichtshow am Abend.

 


Als Höhepunkt für 96.64% der Touristen an Bord ist ein Besuch der Chinesischen Forschungsstation "The Great Wall" ("Die grosse Mauer") in South Shetland Island. 

Für 3.36% (die beiden Deutschen) war es einmalig, denn sie waren tatsächlich an der grossen Mauer... naja... halt am anderen Ende der Welt.





Heute ist der 13.3. und anlässlich vom Geburtstag meines Papas, hab ich auch noch fix die Glocke schön eingepackt! Alles Gute! Leider war sie zu gross um sie als Souvenir auszuführen!





Wir verabschieden uns von dem Antarktischen Kontinent. Kapitän Oleg nimmt den Kurs nach Südgeorgien auf. Wir sind 2 ganze Tage auf hoher See. Es ist nicht so wackelig wie in der Drake Passage.

der erste Blick auf Südgeorgien
Der erste Landgang in Südgeorgien steht auf dem Plan, was wir da leider noch nicht wissen, es wird der einzige bleiben um Königspiguine zu sehen. Wir sind in Golden Harbour Bay und die Vorfreude ist gross, denn die Königspinguine stehen heute, welch ein Glück, am Strand rum... parat um millionenfach abgelichtet zu werden. 
Hier ein paar Eindrücke von einem Teil der 30.000 Einwohner grossen Kolonie:







 

 

Landgänge in Royal Bay und in der St. Andrews Bay müssen gecancelt werden, da die Wellen zu hoch sind umzulanden.

Am nächsten Morgen haben wir einen sehr schönen Sonnenaufgang in der St. Andrews Bay:


Photo by Stefan
Grytviken - Südgeorgien

"Grytviken (norwegisch: gryte = Kessel, Topf; vik = Bucht, urspr. deutsche Übersetzung: Grapenbucht) ist der einzige Ort und zugleich Hauptstadt des britischen Überseegebietes Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln. Der Ort wurde im November 1904 vom Norweger Carl Anton Larsen gegründet und diente von diesem Zeitpunkt an mehr als 50 Jahre lang als industrielle Basis für Walfang und -verarbeitung. Überreste davon sind bis heute erhalten geblieben, z. B. riesige Walöl-Tanks und verschiedene administrative Einrichtungen. 
Bekannt ist der Ort auch für seine Verbindung zur Biografie Ernest Henry Shackletons. In Grytviken fand 1916 seine auf Elephant Island begonnene abenteuerliche Reise ihr glückliches Ende. 1922 wurde Shackleton auf dem Friedhof Grytvikens begraben, nachdem er zu Beginn einer weiteren Expedition gestorben war." (Quelle: Wikipedia)





Grytviken war unser letzter Landgang. Nun geht es auf nach Buenos Aires, 4 Tage auf hoher See. Gleich in der ersten Nacht geht es richtig zur Sache. Das Boot ist unruhig und schwankt! Wir befinden uns mitten in einem schweren Sturm. Im Nachhinein erfahren wir das wir Windstärke 12 mit Windgeschwindigkeiten um die 130Km/h hatten. Die Wellen waren ca. 9m hoch und die maximale Neigung vom Boot war 40°. Einmal haben wir selbst auf dem Telefon eine Neigung von 26° gesehen, danach sind wir mit dem Bett durch die Kabine gerutscht... 

Am nächsten Morgen präsentiert sich ein etwas durcheinander gewirbeltes Boot. Im Restaurant herrscht etwas Chaos, Gläser sind zu Bruch gegangen und im Aufenthaltsraum hat sich sogar das Klavier überschlagen... 

Nach 4 Tagen, mit mehr oder weniger Seekrankheit, erreichen wir Mar del Plata. Als wir in Südgeorgien losgefahren sind, war schon bekannt, dass wir mindestens 12 Stunden zu spät sein werden. Aber einige Chinesen haben noch am selben Tag ihren Rückflug und daher werden wir etwas südlich von Buenos Aires abgesetzt und fahren mit Bussen in die Stadt rein. Ich bin ehrlich gesagt froh wieder festen Boden unter den Füssen zu haben...
  
Hier die gefahrene Reiseroute:


Angekommen in Buenos Aires bedeutet aber auch wieder Abschiednehmen. Nach genau 50 gemeinsamen Reisetagen trennen sich nun auch wieder die Reisewege von Mokie und Heinrich. 




Vielen Dank für die lustige und ereignisreiche Zeit! Es war ein genialer Start ins Jahr 2014!

Vielen Dank auch an den Spender des Abendessens! Liebe Grüsse nach Freiburg!
 


Ebenso heisst es nun Abschiednehmen von Südamerika, die Reise geht weiter in die Karibik! Ich werde eine Woche am Strand ausspannen und dann 4 weitere Wochen ein aussergewöhnliches Land bereisen. Sehr freue ich mich auf meinen Besuch! Es wird sicher wieder sehr sehr spannend und lustig!

Welchen Teil der Karibik ich bereise, erfahrt ihr dann im nächsten Bericht. Den  gibt es erst im Mai, denn die Internetverbindung soll dort sehr zu wünschen übrig lassen! 

Grüsse an alle meine fleissigen Leser und bis bald
Mokie