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Donnerstag, 21. Mai 2015

Italien


Einige Überraschungen in Genua


Bequem geht meine Reise weiter, Ruth und Jürg bringen mich mit dem Boot nach Luino. Ich geniesse diese Möglichkeit und geniesse die Fahrt über den Lago Maggiore. Pünktlich um 12 Uhr gehts für mich mit dem Rad weiter bis nach Sesto Calente. Hier bleibe ich, da mir 40 km für den ersten Tag genügen. Direkt am See koche ich mein Essen und es ist erstaunlich Mückenfrei. :-)


In Norditalien lässt es sich wunderbar Fahrrad fahren, alles flach und ich komme sehr gut voran. 97km waren es an diesem Tag. Reisfelder rechts, links und so weit das Auge reicht. Ich habe nicht gewusst das hier Reis angebaut wird, wieder was gelernt. Die meisten Felder waren geflutet, teilweise habe ich schon ein paar grüne Spitzen der Pflanzen entdecken können. Das mit dem wildcampen ist hier eher nicht möglich... zu nass :-) In dem verschlafenen Örtchen Sale beziehe ich ein Zimmer in einer kleinen Albergo. Am späten Nachmittag sitzen da ausschliesslich Männer und ich war dann das Gesprächthema.

Schon von Weitem kann ich die ersten Hügel der Apenninen erkennen. Sie sind ein rund 1500 km langer Gebirgszug, der die nach ihm benannte Apenninhalbinsel (Italienische Halbinsel) in Nordwest-Südost-Richtung durchzieht. Diese wird von einem Großteil Italiens sowie von San Marino und der Vatikanstadt gebildet. (Wikipedia)

Mein Weg führt mich mittenhindurch. Ich wähle eine angenehme Steigung nach Creto hoch bis auf ca. 600müM. Hier sollte ein idylischer Camping auf mich warten. Allerdings stehe ich vor einem verlassenen, verwilderten Grundstück. Was nun? Es ist schon 17:30 Uhr und ich möchte am Abend nicht in die Stadt Genua reinfahren. Zufällig gerate ich an Cesar. Er vermietet Zimmer, ganz unkompliziert bietet er mir an in seinem Garten gratis zu campen. Dankend nehme ich das an. Für die Dusche hinterlasse ich ihm ein kleines Trinkgeld. Er ist sehr nett und wir unterhalten uns ganz gut, so weit es geht mit Italienisch/Englisch.

Das ist heute schon die zweite nette Bekanntschaft die ich mache. Unterwegs lerne ich Silvano kennen, er ist mit dem Bike unterwegs. Spontan begleitet er mich ein Stück - ca. 20 km. Es kommt heraus, dass er Sonntags lieber auf dem Bike ist als bei seiner Familie... ich frage nicht weiter nach.


Mit einer 7 km langen schöne Abfahrt starte ich in den Tag. Die Gegend hier ist herrlich verträumt und so verschlafen. Ich geniesse die Ruhe vor dem Stadttrubel.



Am Montag Mittag rolle ich in Genua ein, die Stadt empfängt mich folgendermassen. Der hiesige Verkehr spült mich durch die Vorstadt direkt zum einem centralem Punkt Piazza de Ferrari und der ist auch noch in rosa getaucht! Ich fühle mich trotzdem sofort wohl und sicher.




 Ich verbringe zwei schöne Tage in Genua und lasse mich treiben. Ja und ich verändere mich etwas, aber nur rein optisch. Es war spontan und das wollte ich schon immer mal wieder machen....
Hier ein paar Eindrücke der Stadt. 



Eine Einheimische gibt mir einen sehr guten Tipp wo ich gute italienische Küche bekomme. Ich gehe mit Hayden (Amerikaner) - ebenfalls im Hostel - dorthin essen. Trattoria UGO! Es war genial, das beste was ich bisher gegessen hab. Sie öffnen um 19:30 Uhr und um 20 Uhr war voll, wir hätten nicht später kommen dürfen.
Vorspeise: Pasta
Hauptgang: Fisch, Thunfisch gegrillt und Sardinen frittiert.



 

Genua by Night

Piazza San Lorenzo


Piazza Bianchi


 Und beide Kirchen nochmal bei Tag:




Die rosa Fontäne auf dem Piazza de Ferrari hat es mir nochmals angetan. Hier sieht man mal den Unterschied zwischen einem Tourifoto und einer schönen Langzeitbelichtung mit Graufilter vor der Linse - dann sind alle Leute die durchs Bild laufen wie von Geisterhand verschwunden :-)


 

 

Die Stadt hat viele kleine Gassen und wirkt dadurch teilweise düster. Ich mag das Flair und finde es tagsüber doch gemütlich und streune durch die Stadt, wenn ich nicht gerade bei Friseur der anderen Art sitze. Es hat mich nur sechs meiner wertvollen Lebensstunden gekostet. Es war durchaus amüsant, die Damen aus dem Senegal haben ohne Punkt und Komma geredet und getratscht... ich hab natürlich kein Wort verstanden und dennoch jede Gemütslage mitbekommen. Von aufbrausend herrisch bis überlustig und kindisch war alles dabei.

 

 
Zum Abschluss meine gefahrene Route - in Italien 244 km


Heute Abend geht es für mich gleich weiter auf die Fähre nach Bastia / Korsika.
Das Wetter ist schlecht und ich hoffe sehr, dass die Nacht ruhig verlaufen wird.

Ein schönes Wochenende und liebe Grüsse

Mokie












Freitag, 15. Mai 2015

Schweizrundfahrt

Von Aufs und Abs

Das ich nun doch noch durch die halbe Schweiz radle, hätte ich nicht gedacht. In der vergangenen Woche hatte ich meine erste WarmShower Erfahrung, angenehmes Wetter, sehr schöne Alpenlandschaften, steile Anstiege, eine rasante Abfahrt, Einladungen, eine Rekordtagesetappe und einen kleinen Meilenstein erreicht. Drei der vier Schweizer Sprachen hab ich auf mich wirken lassen - deutsch, französisch und italienisch. Immer wieder verfiel ich aber ins Spanische, das war allerdings deutlich fehl am Platze :-)

In Interlaken hab ich meine erste WarmShower Erfahrung gemacht. Conny und Peter haben mich zum Z´Nacht eingeladen. Das ist das Couchsurfing für Radler. Primär schrieb ich die beiden an um Gleichgesinnte zu treffen. Spontan ergibt sich ein Grillerchen. Wir sitzen auf dem grossen Balkon und tauschen Reisegschichten aus. Die beiden sind schon einige Kilometer in Afrika geradelt und haben sehr viel Spannendes zu erzählen. Es ist ein sehr schöner Abend. Danke nochmals dafür!
 
Von Interlaken aus, wollte ich eigentlich einem Bekannten in Frutigen einen Besuch abstatten, das hat allerdings nicht geklappt. Plötzlich hab ich viel zu viel Zeit übrig. Ich entscheide mich den Veloweg Nr. 9 zu folgen und Richtung Genfersee zu fahren. Dieser führt via Spiez ins Simmental.
Bis nach Zweisimmen schlängelt sich der Weg über Alpwege und sehr idyllische, verschlafene Orte.



Blick auf Spiez und im Hintergrund übrigens der Beatenberg :-)


Dieser Anstieg hatte es mächtig in sich: auf 300m sollten 50 Höhenmeter überwunden werden, für mich definitiv nicht mehr fahrbar! Ich musste schieben, das war sehr sehr hart und ich hab es geschafft. Rechne, rechne... da kein Schild da steht... Anstieg von 19% oder?



Nach Zweisimmen gibt es nochmal einen knackigen Anstieg, aber wo ein Anstieg, da auch eine Abfahrt und die war wirklich rassig. Angekommen in Saanen empfängt mich da feinster Gegenwind.
Die spontane Einladung von Sylke & Michel am Neuenburgersee lässt mich dann schnell in den Zug einsteigen. Am Abend komme ich in Yverdon an und werde von den beiden strahlend empfangen. Sylke und Michel hab ich in Südamerika kennengelernt. Christina und ich sind mit ihnen in Ushuaia eingefahren. Tolle Erinnerung an eine geniale Zeit! 

Am nächsten Tag sind Milke bereits schon wieder fleissig dabei ihren Azalai zu bepacken, denn es geht nach Spanien in den Urlaub. Sie empfehlen mit eine sehr schöne Radrunde mit Aussicht auf den Neuenburgersee und die Berner Alpen. Ich lasse das Gepäck bei den beiden und starte zu meinem Ultralightausflug. Mit dem Zug fahre ich nach Sainte Croix. Da beginnt die Rund, sie führt am Juragebirge entlang und bietet eine tolle Aussicht. Das ist sehr entspannt zu fahren. Strahlend blauer Himmel begleitet mich, der frische Wind bei der Abfahrt erinnert mich wieder daran, dass es noch nicht wirklich Sommer ist.


Am frühen Abend verabschiede ich mich von Sylke und Michel und fahre mit dem Zug nach Lausanne. Danke an Euch für das super spontane Wiedersehen und das feine Essen!

Ouchy - Lausanne, Hafen

Von Lausanne aus starte ich via Veloweg Nr.1 Richtung Montreux und Rhonetal. Das Wetter ist bestens und es wird heiss. Die Etappe am Genfersee entland ist traumhaft schön. Frühlingsblumen blühen in voller Pracht.
In den Weinbergen sind die ersten Vinzer dabei ihren Wein zu pflegen und es tummeln sich viele Leute in der Mittagspause auf den Promenaden. Die ersten Palmen bekomme ich auch schon zu sehen. Ein perfekter Tag! Auch das Fahrrad läuft fast wie von selbst.

Ich komme sehr gut voran und staune am Abend über meine km-Leistung: 87! Zwar alles flach, aber immerhin! Ich bin stolz darauf.

 

Auf dem Weg nach Visp treffe ich Mathias, ebenfalls über WarmShowers. Er lässt mich auf dem Sofa bei sich übernachten und es gibt wieder mal viel zu erzählen. Vielen Dank für diese Möglichkeit. Von Visp aus nehme ich wieder den Zug und fahre auf der GlacierExpress Bahnlinie über den Göschenenpass nach Locarno.

Nach vier Stunden bin ich im mediterranen Tessin angekommen. Hier kann ich bei den Eltern von Riccardo unterkommen.









In den letzten drei Tagen hab ich zunehmend mehr Schmerzen in den Beinen bekommen. Das fordert nun eine Pause. Am Lago Maggiore geniesse ich eine kleine Auszeit und verbringe eine schöne Zeit. Eine Bootsfahrt auf dem Lago und ein kleiner Bummel durch Ascona wirken Wunder. Der Freitag ist sehr verregnet und das ist in Ordnung. Ich sortiere meine Ausrüstung aus und gebe Überflüssiges wieder mit nach Hause.

 

Ein grosses Dankeschön an Ruth und Jürg, vielen Dank für die erholsamen Tage bei Euch!

Brissagoinsel


Wie ist nun mein Fazit nach den ersten beiden Wochen auf dem Fahrrad. Die Gefühlslage sprengt jegliche Vorstellungskraft. Von "ich beradel die ganze Welt" bis "ich gebe per sofort auf" ist alles dabei.
Ich kann schon mal folgendes verbuchen: in 10 Radeltagen hab ich 445km und 3900 Höhenmeter gemacht. Noch weiss ich nicht ob das gut oder schlecht ist für mich, ich finde es heraus und fahre mal noch ein bisschen weiter. Insgesamt hab ich nun auch schon die 1000km-Marke mit diesem Fahrrad gemeistert, ein kleiner Meilenstein für mich.

Jetzt verlasse ich die Schweiz und fahre ins Nachbarland Italien. Bin sehr gespannt auf das Völkchen und noch freue ich mich auf Pasta & Pizza!

Andiamo! Auf geht´s!

Mokie