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Dienstag, 13. Mai 2014

Kuba

28.03.-05.05.2014

CUBA – mismo, mismo pero diferente 
                        (same same but different = ganz gleich und doch anders)


Die drei typischen Klischees von Kuba sind: Salsa, Zigarren und antike Autos. Da tanzen mir so gar nicht liegt, ich nicht rauche und ich Autos nur in einem begrenzten Mass spannend finde, begebe ich mich auf die Suche nach einem anderen Kuba. Im Vordergrund steht für mich der Kontakt zu den Einheimischen. Mein Spanisch ist zwar nicht das Beste, für eine einfache Konversation genügt es allerdings alle mal. Ausserdem ist es die beste Möglichkeit mein Spanisch zu üben und zu vertiefen. 
 

Die erste Woche verbringe ich in Varadero - das Urlaubsparadies für Pauschalreisende. Für mich ein absoluter Kulturschock: (die jenigen die Pauschalreisen lieben, bitte ab nächsten Absatz weiter lesen!)


Krebsrote Touris schieben ihre fette Bierplauze durch das kleine Dörfchen. Die gutbeleibten Damen kleiden sich sehr knapp und denken, dass ihre lächerlichen Netz-T-shirts ihre mehrstöckigen Speckwürste am Körper gut kaschieren. In beiden Händen überfüllte Tüten mit allen möglichen Scheisssouvenirs, auf dem Kopf lächerliche Mützen mit „HavanaClubRum“ oder dem Che. Die gaaaanz lahmen Touris quetschen sich in eine Pferdekutsche, einen Oldtimer oder in eine gelbe Knutschkugel von Taxi. Dieses spektakuläre Vergnügen wird natürlich mehrfach abgelichtet! Aber am aller coolsten sind die, die den Hopp on, Hopp off Bus nehmen und sich durch ein schrecklich künstlich insziniertes Varadero fahren lassen. „Zur linken sehen sie das Hotel Salinas, zur rechten das wunderbare Iberostar Hotel und übrigens extra für Sie haben wir alle möglichen Fahnen gehist, damit sie auch nicht vergessen wo sie herkommen, sehen sie Ihre schon?! Die schönen Palmen da im Vordergrund, übrigens ein sehr schönes Fotomotiv, wurden mit absoluter Genauigkeit in einer Reihe gepflanzt, damit sie auch immer und überall ihren Mojito im Schatten trinken können. Die Liegen am Pool, aber bitte nicht mit Handtüchern besetzen! Achja, heute Nachmittag findet hier die Aquagymnastik statt und am Abend Karaoke. Im gegenüberliegenden Hotel Iguana Azul ist leider der Kinderanimateur krank, daher müssten sie heute selbst auf die Kleinen aufpassen!“ So oder ähnlich stelle ich mir die Ansagen vor! Die Einheimischen hier sind gegenüber Touristen eher unfreundlich und genervt. Irgendwie kann ich sie verstehen...

Normalerweise meide ich solche Plätze, aber es gibt hier eine Kiteschule und ich nehme 12 Stunden um kiten zu lernen. Am Ende kann ich in beide Richtungen fahren und bin mit mir zufrieden. Danke an Darien und Charly von CaribbeanRiders KiteSchool in Varadero!

La Habana - Havanna

Havanna ist die Hauptstadt, die meisten der 11 Millionen Einwohner der Insel leben hier. Die Stadt ist an den Hauptzentren gepflegt und teilweise restauriert. Allerdings gibt es in direkter Nachbarschaft sehr viele zerfallene alte Häuser. Zu meiner Überraschung leben die Leute trotzdem in den Ruinen, auch wenn die Balkone oder ganze Mauern fehlen. Die Luft ist geprägt von Abgasen, hier gibt es weder Abgasvorschriften noch Katalysatoren. Wahrscheinlich würden nur ein Bruchteil der Autos dann noch fahren dürfen.
 



Plaza de revolución - 
der Platz der Revolution




 

 Ein unbeschwerter Gang durch die Strassen wird begleitet von ständigen Fragen: Taxi? Hotel? Hast Du einen Freund? Woher kommst Du? Oder sonstigen anzüglichen Fragen... Zum Glück hab ich einen Ring am richtigen Finger :-) Ein kurzer Spaziergang durch die Altstadt Havanna genügt mir, ich möchte nun endlich aufs Land hinaus.
 



Viñales

Dieser kleine schnuckelige Ort liegt in Westen der Insel. Hier begegnet mir Idylle pur! Die Häuser sind gepflegt und bunt angemalt. Die Luft ist sauber, die Natur begrüsst die Reisenden mit üppigen grünen Bäumen und die Erde ist rot, das ergibt einen wunderschönen Kontrast. 
unser Taxi - ein alter Ford
Zu dritt sind wir mit einem Taxi inklusive Chauffeuer unterwegs. Diese Möglichkeit ist günstiger als ein Auto zu mieten (zu den Verkehrsbedingungen komme ich später). Ganze vier Tage steht er uns zur Verfügung und wir nutzen das reichlich!

In Kuba gibt es keine Hostels, dafür aber Casa particulares: das sind Zimmer in Privathäusern, welche die Eigentümer vermieten. An den blauen Zeichen erkennt man, dass sie offiziell sind. Vor einiger Zeit gab es nur sehr wenige, da die Gebühren für die Lizens sehr hoch waren. Mittlerweile sind sie um mehr als die Hälfte gesunken und mehr Leute können sich das nun leisten. In Viñales sind wir in einer sehr gepflegten Casa und fühlen uns sehr wohl. Die Leute sind sehr nett und versüssen uns den Aufenthalt mit selbstgemachten Cocktails. Wir machen verschiedene Ausflüge: 

Puerto Esperanza
Playa Jutías
hoch zu Ross, an den Strand Playa Jutías und in ein verschlafenes Fischerörtchen Puerto Esperanza.





Viñales steht für den Tabakanbau, natürlich besuchen wir einen Tabakbauern und ich probiere eine Zigarre. Erstaunlicherweise schmeckt mir das recht gut, der Nachgeschmack ist sehr würzig. 





Verkehrsbedingungen


Die Verkehrsbedingungen sind in Kuba sehr rudimentär. Es gibt praktisch keine Schilder und die Strasse kann schon mal feldwegähnliche Ausmasse annehmen. Die einzige Autobahn der Insel endet nicht ganz nach der Hälfte und ist eher leer. Auf den Strassen (inkl. Autobahn) sehe ich Fussgänger, Fahrradfahrer, Rollerfahrer, Reiter, Pferde- und Ochsengespanne, Oldtimer (all diese genannten machen den Hauptteil der Strassenbenutzer aus), modernere Mietautos, Busse und LKWs. 

Da es scheinbar keinerlei Vorschriften gibt, fährt auch jeder wie er es für richtig hält, dass kann schon mal sehr exotische Ausmasse annehmen. Ein LKW der den Grünstreifen auf der Autobahn überquert oder eine Fahrtrichtung nicht unbedingt für Pferdegespanne gilt. Wer sich hier ein Auto mietet, sollte sich eine GPS-Karte aufs Handy laden. GPS-Geräte sind hier verboten! Warum? Keine Ahnung...
Autofahren ist für die Masse ein teures Vergnügen, ein Liter Benzin / Diesel kostet 1 CUC, allerdings bekommt man dann nur gigantische 80 Octan! Für 94 Octan muss man schon 1.18CUC berappen! Auto = Luxus!

Währung

In Kuba gibt es zwei gültige Währungen: Peso Convertible (CUC) und den Peso Cubano oder Moneda National.

li: Peso Cubano, re: CUC
1 CUC = 1 USD = 1.1 CHF = 1.33 Euro

1 CUC = 25 Peso Cubano



Die Casas sind daher für die meisten Kubaner eine wichtige Einnahmequelle. Als Tourist bezahlt man für das Zimmer nicht pro Person. Daher ist es besser nicht allein zureisen. Eine Nacht kostet zw. 15-25 CUC, das reichhaltige Frühstück kostet 3-5 CUC und ein Abendessen zw. 7-12 CUC. Der Preis schwankt sehr stark je nach Region.
Im Gegensatz beträgt der durchschnittliche Monatslohn der Kubaner zwischen 12 und 18 CUC, ein Arzt verdient z.Bsp. 25 CUC im Monat. Der Lohn wird in Moneda National ausgezahlt. Im ersten Moment klingt das sehr sehr wenig. Man muss allerdings hinzufügen, dass die Einheimischen Essensmarken für Grundnahrungsmittel verteilt bekommen, ausserdem wird ihnen die Wohnung gestellt und die Krankenversicherung entfällt, da die Gesundheitsversorgung gratis ist. Wenn sie ein Medikament benötigen, holen sie sich ein Rezept, gehen damit in die Apotheke und bekommen die Medikamente ausgehändigt. Aus einigen Gesprächen mit Kubaner kommen aber unterschiedliche Ansichtsweisen dazu. Einer erzählte mir, dass er am Abend vorher mit seiner Freundin in Krankenhaus musste, da sie eine Fehlgeburt erlitten hat. Der Notfall wurde erst beachtet, als er ein paar Scheine auf den Tisch gepackt hatte. Die Dringlichkeit muss man sich erkaufen und der Eingriff war gratis. Ein anderer berichtet mir von mangelnden Medikamenten. Wenn er ins Krankenhaus geht, weil er ein Problem hat, egal welches, bekommt er immer Aspirin. Scheinbar ein Allerweltheilmittel. Immer wieder kommt mir zu Ohren, dass die Amerikaner nach Kuba kommen um die erstklassische Medizin zu geniessen – günstig und sehr gut. Leider kommt das, nach Aussagen der Kubaner, für sie nicht in Frage.
Zurück zum Geld. In Varadero haben es die Kubaner nochmals um einiges schwerer, sie müssen ihre Lebensmittel im Laden auch mit CUC bezahlen, an den Gemüseständen kann man in Moneda National bezahlen, sonst nirgends. Restaurant sind für sie unerschwinglich. Für die Touristen ist es günstig, es gibt für 10 CUC ein reichhaltiges Menü inklusive Getränk und Nachspeise.
Im Vorhinein habe ich gelesen, dass Touristen ausschliesslich mit CUC zu bezahlen haben. Diese Erfahrung habe ich nicht gemacht. Ein paar Monedas habe ich getauscht und vorallem auf den Frucht- und Gemüsemärkten konnte ich ohne Probleme bezahlen. Gern sehen das die Kubaner nicht, in Verbindung mit einem kurzen Gespräch ist das weniger ein Problem. In den kleinen Küchen kann der Tourist ebenso für ein paar Pesos ein reiches Mahl einnehmen. Wer ausschliesslich die Restaurants umgeht und Märkte nutzt, kann günstig in Kuba essen.

Kubanische Küche

Somit sind wir auch schon bei der Kubanischen Küche angelangt. Eine typische Comida gibt es hier nicht. Vorallem Hühnchen, Schwein, Fisch und Meeresfrüchte stehen im Vordergrund. Dazu wird eine Suppe, ein Salat (normalerweise grüner Salat, Tomate, Gurke, Zwiebeln), Reis in verschiedenen Variationen, fritierte Bananen oder (Süss)Kartoffeln und Bohnen serviert. Die meistservierten Früchte sind: Bananen, Papaya, Mango, Ananas und Guave. Die beste kubanische Küche habe ich in Baracoa genossen. 
Abendessen bei Ykira
Ykira ist wohl die beste Gastgeberin in der Stadt (so versprechen es verschiedene Reiseführer). Durch einen glücklichen Zufall bin ich bei ihr gelandet. Sie bewirtet an diesen beiden Abenden 6 Gäste. Der Tisch biegt sich vor lauter Essen und es schmeckt ausgezeichnet. Der Fisch in Kokussosse war mein absoluter Favorit. Dies ist ein typisches einheimisches Gericht hier und das gibt es sonst auch nirgends auf der Insel. Baracoa wird von sehr viel Natur umgeben und daher gibt es hier Früchte die ich noch nie gesehen habe. 
Ein paar sehr exotische Sachen habe ich dann ebenso ausprobiert. Eine davon riecht sehr unangenehm, schmeckt allerdings nicht so schlecht. Der Saft von dieser Frucht kann man definitiv nur mit verschlossener Nase trinken, das war sehr eindrücklich, da er dann schokoladig schmeckte. Wer Kuba kulinarisch entdecken möchte, darf Baracoa am äussersten Ende im Osten nicht missen!!

Cienfuegos

Cienfuegos (dt. Hundertfeuer) hat den Ruf die sauberste und schönste Stadt in Kuba zu sein. Empfangen wurden wir eher von Hundertwasser als Hundertfeuer (fragt sich auch was besser ist... ;-) ). Am ersten Abend schüttete es, wie ich es nur selten vorher gesehen hatte. Somit ist die Stadt am nächsten Morgen auch wirklich sauber. Nein, im ernst, die Stadt ist wirklich sehr sauber. Alles gepflegt, bebürstet und wie geleckt – die Häuser im Zentrum sind restauriert und Instand gesetzt. In der Fussgängerzone lässt es sich schön schlendern.



 
 

ein bisschen Yoga...
Von Cienfuegos aus unternehme ich einen Ausflug nach El Nicho. Dieser kleine „Park“ liegt eine Stunde nordöstlich. Mit einem Taxi fahre ich mit zwei anderen Reisenden rauf in die Berge. Der Regenwald wird immer dichter und die Strasse immer schlechter. El Nicho hat einen Wanderweg von ca. 2 km, mehrere Wasserfälle und einen schönen Aussichtspunkt. Sicher verweile ich länger im Wasser als auf dem Wanderweg :-D und hier macht ein Philipine ein bisschen Yoga...

Hier sehe ich das erste Mal den Nationalvogel von Kuba, den Torocoro oder auch Kubatrogon.






Trinidad

Um es vorwegzunehmen: Trinidad ist für mich die schönste Stadt in Kuba. In den Strassen finden sich Pflastersteine, die Häuser sind kunterbunt und mit Ziegeln gedeckt. Die Fenster sind bis zum Boden vergittert und haben, wie auch sonst überall in Kuba, kein Glas drin. 

Den ein oder anderen Blick ins Innere eines Hause kann man im Vorübergehen erhaschen. Meistens sind die Räume sehr hoch und mit Stuck an der Decke verziert. An den Wänden alte Blümchentapete, Farbe oder Fliesen, der Boden verziert mit altmodischen Motiven, gepflegte oder abgesessene Sessel und Schaukelstühle stehen im Raum und manchmal sogar das eigene Auto oder Motorrad. Einige Kubaner sitzen in ihren Hauseingängen und schauen dem Leben zu, andere tragen ihre Vögel in Holzkäfigen spazieren. Hier spürt man keine Hektik, keinen Termindruck, keine Eile - einfach nur Gemütlichkeit und Sein.
In Trinidad kann ich nun auch endlich mal ein paar richtig schöne Oldtimer ablichten, die kein Taxischild auf dem Dach haben (so wie in Havanna).

 

 

Das Nachtleben ist geprägt von Musik in den Gassen und tanzen. Viele Menschen, vorallem Touristen, versammeln sich auf der Treppe im Zentrum und lassen den heissen Tag bei heimeliger Atmosphäre ausklingen.




Ein anderes ganz individuelles Erlebnis mit Kubanern hab ich IngWer zu verdanken. Inge und Werner sind jedes Jahr in Kuba und haben da viele nette Freunde. Als ich ihnen geschrieben habe, dass ich nach Kuba reisen werde, haben sie mich gebeten ihre Freunde zu besuchen. Dieses Jahr konnten sie aus verschiedenen Gründen nicht nach Kuba reisen. Ich sollte sozusagen als Bote dienen und ihnen mitteilen was geschehen war. Ihre Freunde leben südlich von Trinidad in Casilda. Ausgestattet mit vier Vornamen und dem Hinweis, dass sie in einem blauen Häuschen leben, mache ich mich auf die Suche. Nach nur einem Mal nachfragen, stehe ich vor der Haustür von Jenibel und Isbel. Sie bitten mich hinein. Ich erzähle die Geschichte wie und wo ich Inge und Werner getroffen hab, das wir gemeinsam gereist sind und warum sie dieses Jahr nicht da sein können. Jenibel erzählt, dass sie jeden Tag auf dem Meer nach dem Katamaran Ausschau gehalten haben und muss sich vor Rührung eine Träne verdrücken. Ich werde gleich noch zum Abendessen eingeladen und treffe so auf die restlichen Familienmitglieder. Zum Dank lasse ich ihnen ein paar Geschenke da: Shampoo, Zahnbürste, Zahncreme, T-Shirt, Kulis usw.

Es ist ein sehr schöner Abend und die ganze Familie erzählt mir Geschichten, die sie mit IngWer erlebt haben. Vielen Dank an Inge und Werner für diese nette Begegnung!





Santiago de Cuba

Die ehemalige Hauptstadt von Kuba ist für mich eine Stadt der Abgase. Der Smog steht schon morgens zum schneiden dick in der Stadt. 

Als wir so durch die Gassen schlendern, kommen wir an einer Fabrik vorbei. Neugierig wie ich halt bin, stecke ich meine Nase durch die grosse Tür. Eine dunkelhäutige Frau kommt auf mich zu und begrüsst mich freundlich. Vorsichtig frage ich sie, ob wir uns mal anschauen können, was hier produziert wird. Sie winkt uns freundlich herein. Nachdem die Direktion ihr Einverständis gegeben hat, schauen wir uns um. Die Dame ist sehr freundlich und zeigt uns 3 verschiedene Arbeitsplätze. 

Am ersten werden kleine Holzstäbchen für das „Eis am Stil“ gefertigt. Ca. 10 Mitarbeiter/innen sitzen an Schleifmaschinen und bearbeiten jedes Holz einzeln – die Ecken rund schleifen und die Oberfläche glätten. Gegenüber werden Holzpferdchen und Wandhalterungen bemalt. 

In einer kleinen Werkstatt schneiden einige Männer grössere Holzplatten zu, für sie ist der Frauenbesuch eine willkomme Abwechslung. 

In einem Raum über der Werkstatt finden wir sehr fleissige Näherinnen. Hier werden Wandteppiche und Puppen genäht. 

Als eine gerade ihren Teppich beendet hat, hält sie ihn in die Höhe und bekommt von allen anderen im Raum (einschliesslich uns) Applaus, Gelächter erfüllt den Raum. 
Mit einigen Arbeiterinnen komme ich ins Gespärch, sie sind teilweise schon 20 Jahre hier beschäftigt und haben immer noch Freude. Eine andere beklagt sich über Nackensteifigkeit, trotzdem sieht sie zufrieden aus. Die meisten arbeiten von 8-17 Uhr, 6 Tage die Woche. Die Frage nach dem Lohn habe ich mir verkniffen. 

An einer Trennwand hängt ein liebevolles selbstgemaltes Pappschild: „Glückliche Frau“. Als Dank, dass wir bei Ihnen reinschauen durften, verteilen wir grosszügig Caramelbonbons. Das kam sehr gut an und mich freut es, dass wir ihnen einen bisschen Abwechslung in ihren Arbeitsalltag bringen konnten. Dieses Erlebnis war für mich eines der rührensten zwischenmenschlichen Erlebnisse in Kuba. 


Santiago de Cuba hat einen sehr schönen Friedhof. Das grosse Denkmal ist dem ersten und immer noch sehr wichtigen Revolutionist José Marti gewidmet. 


Eintauchen in die Vergangenheit, hier ein typisches russisches Viertel. Die Plattenbauten und der Spielplatz erinnern mich an DDR Zeiten. Ebenso wie die Bilder an den Häusern, sehr typisch: die Hände für Freundschaft.



Als ich die Schulkinder gesehen habe, konnte ich es nicht glauben: rote und blaue Halstücher! Ich hab dann natürlich auch mal nachgefragt. Die Tücher werden jeden Tag getragen, nicht wie bei uns zu einem besonderen Anlass. Blaue Halstücher in der 1.-3. Klasse und rote Halstücher von der 4.-6. Klasse, danach nur noch die Schuluniform.


Plaza de Revolución

typische Sammeltaxis

auch Friseure müssen sich mal Haare schneiden...

Improvisation ist alles! :-)

Baracoa

Baracoa ist ein kleines Städtchen ganz im Osten der Insel. Hier liegt der Hund begraben und das ist genau das, was ich gern habe. In den Strassen flanieren die Einheimischen und die Gemütlichkeit ist fast schon greifbar. Der Hauptplatz ist im Moment im Umbau, aber auch da geht es eher gemütlich zu. 


Hier treffe ich auf weitere Reisende und wir unternehmen zu siebend einen Ausflug in den 1 Stunde entfernten Humbolt Nationalpark. Auf dem Weg dahin, geht der Seilzug vom Gaspedal des Oldtimers kaputt. Selbstbewusst und sehr schnell improvisiert der Fahrer mit einem Kabel eine Art Handgas. Und somit ging es zügig weiter dem Ziel entgegen. 

Der Wanderweg führt durch den Urwald, ich sehe wieder den Nationalvogel von Kuba (Torocoro), Kolibris, eine kleine Eule, Krähen, einen 100Füssler usw. Zum Abschluss gibt es noch einen Sprung ins kühle Nass.



Auf dem Rückweg haben wir einige Flüsschen zu durchqueren, und damit die edlen Herrschaften keine nassen Füsse bekommen, steht ein Privattransport bereit. Der ältere Herr war so nett und besorgt, dass wir dieses Angebot absolut nicht ausschlagen konnten und natürlich gegen einen kleinen Obulus... :-)




Cayo Guillermo

Von einigen Reisenden und auch von Einheimischen hab ich den Hinweis bekommen, dass der Strand in Cayo Guillermo sehr schön sein soll. Somit verbringen wir einige Tage am Karbischen Meer. Im Voraus haben wir von Santiago de Cuba ein All-Inclusive-Hotel gebucht. Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich ein solches Hotel betrete und es ist sicher auch das letzte Mal gewesen. Das Gute an der Sache ist, ich musste mich ganze 4 Tage nicht um Essen oder Trinken kümmern, es war ja alles inklusive! Der Strand war auch gleich vor der Tür und jeden Morgen hab ich meine halbe Stunde schwimmen im Pool absolviert. Generell bestand die Zeit aus: schwimmen – frühstücken – Strand – Mittagessen – Strand – Duschen – Abendessen – Unterhaltung am Abend – schlafen. Insgesamt war ich auch noch 3 Stunden kiten, was hier nicht so gut lief. 

Ein Besuch der Playa Pillar lag auch noch drin, dafür musste man allerdings den Hopp on Hopp off Bus nehmen (übrigens ohne Durchsagen ;-) )
Arbeitsmoral

Ein letztes Wort noch zur Arbeitsmoral in diesem Land.
Scheinbar ist der Leitsatz „Du möchtest etwas von mir, nicht ich von Dir! Also musst Du warten!“ hier in Stein gemeiselt.
Wer es in Kuba eilig hat, hat schon verloren! Egal ob an der Kasse im Laden, am Kiosk, in der Bank, im Visabüro, im Restaurant, einfach überall geht es sehr langsam und gemächlich zu. In einem Laden stehen ungefähr 5 Leute herum, aber keiner arbeitet wirklich. Ich werde von einem zum anderen geschickt, das Prinzip dahinter ist nicht ganz klar. Man braucht sich dazu nicht zu äussern, es ist einfach so. Es steht einem frei den Laden zu verlassen und wo anders einzukaufen. Hier gibt es keinen Kommerz, es gibt keine grosse Auswahl, die Läden sind zwar gross, aber meistens leer.

Sozialismus, Kommunismus, Kontrollstaat

Was habe ich davon hier gemerkt?
Sicher bekommt man sehr viel mehr zu spüren, als man es wahr haben möchte. Für mich waren einige Sachen besonderes hervorgegangen. Erstens der streng regulierte Internetzugang. Etecsa ist der offizielle Telefonanbieter. Sie haben in jedem Ort einige PC für die Öffentlichkeit stehen, hier kann man für 4.50-6 CUC pro Stunde surfen. Erstaunlicherweise ist die Verbindung sehr gut und es geht schnell. In Hotels gibt es auch Internet, das eine (welches ich erwischt habe) war allerdings sehr sehr langsam. Einige Leute haben zu Hause Internet, aber dieses ist mit einer Art „Kubasicherung“ ausgestattet und man hat nur eingeschränkten Zugriff, soweit das Halt die Regierung genehmigt.
Als zweites ist mir aufgefallen, dass man hier sehr stark überwacht wird. Als ich mein VISA verlängert habe, wurde mein Pass gescannt und eine Liste der ganzen Casas, die ich besucht habe, erscheinte auf dem Bildschirm. Jede Casa muss die Passnummer in ein Buch eintragen und diese gleich am nächsten Tag melden gehen. Alles wird überwacht!
Bei einem gemütlichen Abendessen hat eine Kubanerin mal etwas offener über die Situation in Kuba gesprochen. Es werden dann verschiedenen Namen nicht ausgesprochen sondern Zeichen dafür gemacht, aus Angst es könnte jemand hören. Sie bestätigte ebenfalls, dass es eine Art Stasi gibt.

Mein Fazit zu Kuba:
Wer einen Zeitsprung in die Vergangenheit machen möchte, sollte dieses Land unbedingt und in nächster Zeit bereisen. So wie hier, stelle ich mir das Reisen vor 20 Jahren vor. Reisen ohne Internet, die Casabesitzer empfehlen ihre Freunde in der nächsten Stadt, melden einen sogar schon telefonisch (über das gute alte Festnetztelefon mit Schnurr) an. In den Strassen und Restaurants reden die Leute noch miteinander und sitzen nicht mit Handys in der Hand herum. Das Leben ist auf das Nötigste beschränkt und das geht auch. Die Tageszeitung ist wichtig, da man sonst keine Neuigkeiten erfährt, der Nachbar kommt gleich vorbei, wenn es was Neues in der Stadt gibt und man kennt sich einfach!
Alles in Allem hab ich mich immer sicher gefühlt und es gab auch nie einen Anlass zur Sorge. Die Leute sind alle sehr hilfsbreit, manchmal einfach zu fürsorglich.

Dieses Zitat kann ich nur bestätigen:
Ich bin sehr dankbar, einen Ort auf diesem Planeten anzutreffen, an dem es Menschen gibt, deren Herzen nicht durch Hass und Habsucht verdorben sind.“
Alice Walker 



Standesgemäss nostalgisch geht es auch auf den Heimflug. Mit einer waschechten Iljuschin Il-96-300 fliege ich nach Madrid. Weitere interessante Infos zum Flugzeug findet ihr hier


 

Meine Reise ist damit vorerst beendet. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge bin ich mittlerweile wieder in Europa gelandet. 

Es wird nochmal ein kleines Fazit und einen Rückblick meiner Reise geben. 

Bis dahin.

Liebe Grüsse 

Mokie