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Mittwoch, 24. Juni 2015

Korsika - Corte bis Bonifacio

 10. - 23. Juni 2015

"Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel, 

man weiss nie was man bekommt!"

(Forrest Gump)

 


Etwas wehmütig geht mein letzter Blick nach Corte zurück. Dankbar für die schöne Zeit schwinge ich mich wieder auf das gepackte Fahrrad und es geht weiter nach Süden. 


Ich komme an einer Eisenbahnbrücke vorbei. Dies ist ein Werk von Gustav Eiffel und überspannt den Fluss Vecchio.





Ein weiterer Pass steht an, der Col de Vizzavona. Er ist 1050 m hoch, es sind eigentlich nur 600 Höhenmeter von Corte aus. Aber die Hitze macht es schwierig. Die Sonne knallt auf mich herab, die Strasse bietet fast keinen Schatten, die Felswände strahlen noch mehr Wärme ab. Es ist ein schweisstreibender Anstieg. 



In Tattone entscheide ich auf dem Camping zu bleiben. Hier schiebe ich spontan nochmal einen Wandertag ein. Der Weg führt mich entlang eines Flusses ins Manganellotal zum GR 20. DER Wanderweg in Koriska. Er ist 168 km lang und man benötigt etwa 14-16 Tage. 

 
Einige Stellen sind sehr anspruchsvoll und durch den vielen Regen kam es ein paar Tage vorher zu einem Erdrutsch mit 6 Toten Wanderern. Ich hingegen wandere auf einen schönen Waldpfad. Wenn ich die Rucksäcke mit zwei Beinen vor mir laufen sehe, geniesse ich es um so mehr ohne Last unterwegs zu sein.

Das Wetter verspricht in der nächsten Zeit mehr Regen, somit wähle ich etwas kürzere Etappen. Am nächsten Tag breche ich erst am Nachmittag auf. Am Morgen war ein weiteres Gewitter im Gange.

Gegen 17 Uhr bin ich Bocognano. Hier gibt es leider keine Möglichkeit zu campen, die Unterkünfte sind wie ausgestorben. Ich entscheide mich auf den Pass zu fahren und wild zu campen. 19:30 Uhr bin ich oben. Es hat auch seine Vorteile so spät zu radeln, nämlich fast kein Verkehr und sehr angenehme Temperaturen. Oben angekommen gibt es eine schöne freie Stelle, nur leider sind die Dornen am Boden sehr ungemütlich und ich lasse das. Die nächste mögliche Stelle ist leider wieder mal von Schweinen bevölkert. Überall auf der Insel werden Schweine gezüchtet und gehalten. Viele Schweine und Kühne leben wild. Hier ist es nicht möglich zu schlafen, ohne das man Angst haben muss, das die Tiere meinen Vorrat plündern.

Ich entscheide mich für die Abfahrt. Überraschenderweise finde ich einen sehr kleinen naturbelassenen Camping. Davon hab ich nichts gewusst und bin umso erfreuter. Es gibt so gar eine warme Dusche für mich bevor ich ins Bett gehe. 

 

Hier bin ich sehr dankbar für das Trek n´Eat. Philipp von der Landy Family hat es mir als Notration mitgegeben. War super gut und scharf! Danke!

In zwei Tagesetappen komme ich in Zonza an. 




Ich fahre auf einer kleine Strasse durch das Prunellital mit dem Stausee Lac de Tolla. Ein wunderschönes Örtchen und schöne Natur. 




Zum Glück muss ich nur später nur ein kleines Stück auf einer grossen Strasse fahren, aber das ist hart. Nachmittags 15 Uhr das Thermometer zeigt 35°C an und es geht kein Lüftchen. Der Pass ist nur 775 m hoch und ich muss eigentlich nur 500 Höhenmeter machen. Hier leide ich sehr. Die Hitze ist unerträglich, ich schwitze mehr als ich trinken kann und ich habe das Gefühl einfach nicht vom Fleck zu kommen. Nach unendlichen 2 Stunden und 20 Minuten auf nur 9 km hab ich es geschafft. Völlig erschöpft nehme ich mir ein Zimmer in der nächsten Stadt. Der nächste Morgen ist wieder stark verregnet. Entgegen des Vortages ist es nun kalt und die Wolken hängen in den Bergen. Ich warte bis ca. 11 Uhr bevor ich abfahre. Trotz der Strapazen am Vortag bin ich heute recht gut drauf, liegt es vielleicht an den sehr schlechten Ravioli die ich in der Herberge hatte? Eigentlich wollte ich einen Tag bleiben, aber das Personal und das Essen waren so schlecht, dass es mich in den Regen trieb. Erstaunlicherweise hielt das Wetter dann durch. Die Temperatur war sehr angenehm. Sonne und Wolken wechselten sich ab. 

Die kleine Strasse über die schönen Dörfer hat sich voll gelohnt. Auch wenn mich ein richtiger Anstieg zum Abschluss erwartet. Knapp 1000 Höhenmeter sollten bis zum Pass Col de la Vaccia hinauf von mir überwunden werden. Die Strasse windet sich am Berg und teilweise hatte ich eine kurze Steigung von 13% auf dem Tacho stehen.

Auf dem Pass steht ein Gasthaus. Dort ziehe ich schnell meine verschwitzten Sachen aus und warme Kleidung an. Es weht ein empfindlich kaltes Lüftchen. Ich esse und trinke etwas. Eigentlich wollte ich weiterziehen, spontan entscheide ich mich hier oben in der Einsamkeit zu bleiben. Der Besitzer zeigt mir das Haus und ich nehme nochmals ein Zimmer. Trotz mangelnder französisch Kenntnisse unterhalten wir uns recht gut. Er erzählt das er das Haus selbst 7 Jahre lang renoviert hat und seit 6 Jahren Gäste empfängt. Es ist nur von Mai bis Oktober geöffnet. Zum Apero serviert er selbstgemachte Wurst vom Schwein. 

Zwei weitere Gäste treffen ein und wir sind zum Abendessen eine sehr nette kleine Runde. Es gibt Salat und reichlich Pasta mit hausgemachter Wurst. Sehr lecker! Unglaublich wie schnell sich das Blatt wendet. 

Am Tag zuvor noch unfreundliches Personal und schlechtes Essen. Im nächsten Moment hat sich alles um 180 Grad gedreht. Das liebe ich so am Reisen, alles ist möglich.



Die Nacht ist herrlich ruhig und das Frühstück wird auf der Terrasse serviert. Mit einem tollen Blick geniesse ich diesen Moment.






Auf der Abfahrt nach Aulléne verregnet es mich total. Es schüttet wie aus Kübeln und ich kehre in ein kleines Cafe ein. Bis ich dann endlich in Zonza bin, trocknet mir die Sonne meine Kleider und es wird wieder wärmer. Das Wetter ist hier in den Bergen sehr wechselhaft.

In Zonza bleibe ich für 3 Nächte. An einem Tag trampe ich zum Col de Bavella hoch. Die Wanderung zur Palirihütte lasse ich dann ausfallen, weil sich ein nächster Regenguss ankündigt. 


Aussicht auf Porto Vecchio
Irgendwie hab ich auch keine Lust auf besseres Wetter zu warten, daher fahre ich weiter zum Meer. Nach einem kurzen Stopp in Porto Vecchio komme ich am Freitag (19.6.2015) in Bonifacio an. GESCHAFFT!





In Korsika war ich ingesamt 4 Wochen. An 18 Radeltagen habe ich ca. 700km und 11.500 Höhenmeter gemacht. Wahnsinn! Dazu kommen 5 Wandertage und 5 Ruhetage.
Ja, ich hab es eher gemütlich genommen und genossen. Es ist eine tolle weitere Erfahrung in meinem Reiseleben, die ich nicht missen möchte.

Bonifacio zeigt sich von seiner eleganten Seite. Viele sehr teure Yachten liegen im Hafen, die Leute sind meist in weiss gekleidet und sehr wohlhabend. Per Zufall komme ich mit dem Organisator einer Yachttour ins Gespräch. Leider sind alle Crews voll besetzt. Niemand brauch noch jemanden... naja eine Frage war es wert :-)

Hier mal eine ganz besondere Yacht! Wer genau hinsieht, kann meine Initialen erkennen... zur Tarnung hab ich einen anderen Namen draus gemacht. Eigentlich wollte ich meinen dezenten Neukauf ;-) ja nicht ungedingt posten, aber bei den schönen Bildern...




Vom Hafen aus führt eine steile Strasse rauf zum Aussichtspunkt auf die Sandsteinfelsen. 





Die Altstadt liegt hoch erhoben auf einem Hügel. Die Steinbögen sind übrigens Regenwasserrinnen. Kleine enge Gassen verleihen der Altstadt einen mittelalterlichen Touch.

 


 An einem Abend geniesse ich ein Picknick auf einen tollen Aussichtspunkt. Der Sonnenuntergang ist herrlich.









Ein Bootsausflug darf natürlich nicht fehlen, mit meiner Yacht ;-) mache ich noch fix einen Ausflug auf die Lavezziinsel. Ein bisschen Beachfeeling und an der Steilküste zurück. Sehr entspannt! 
 
viel los auf dem Wasser!

Lavezziinsel

Bonifacio

Am Dienstag setze ich nach Sardinien über. Hier erwartet mich eine sehr nette Überraschung. Mehr dazu im nächsten Bericht.

Liebe Grüße
Mokie