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Dienstag, 17. Dezember 2013

Santiago, NP Conguillio, Pucón

27.11.-16.12.2013
 
Stadt mit Stil vs. tolle Landschaften

Unglaublich aber wahr: Chile ist 4300 km lang und im Durchschnitt rund 180 km breit. Es besitzt ausser der tropischen alle Klimazonen. Folgende Legende beschreibt die kontrastreiche Natur dieses Landes: „Als Gott seine in sieben Tagen erschaffene Welt betrachtete, stellte er fest, dass noch einiges übrig geblieben war: Vulkane, Urwälder, Wüsten, Fjorde, Flüsse und Eis. Er gab den Engeln den Auftrag, alles das hinter einem langen Gebirge aufzuschütten – den Anden. So entstand Chile, das vielgestaltigste Land der Erde.“


So liest sich das Vorwort meines Reiseführers von Reise-Now-How. Wiedermal bin ich in einem Land angekommen, worüber ich eigentlich gar nichts weiss. Nach 13 Stunden Flug von Paris nach Santiago de Chile kündigt der Pilot ein Aufstehverbot für die letzten 45 Minuten des Fluges an. Grund sei der Überflug der Anden, hier könne es zu Turbulenzen kommen. Tatsächlich aber ist die letzte Stunde des Fluges die schönste. Der Flieger liegt ruhig in der Luft und wir fliegen direkt über die Berge! Das Himmel ist blau und die Sonne strahlt die weissen Schneespitzen der Berge an. Ein traumhafter Landeanflug! Als ich aus dem Flugzeug steige, weht mir ein angenehm warmer Wind um die Nase, ich bin mitten im südamerikanischen Frühling angekommen. Die Ernüchterung ist aber nicht weit entfernt, als ich die lange Schlange an den Einreiseschaltern sehe. Nach knapp einer Stunde stelle ich fest, dass mein Rucksack in Paris geblieben ist. Trotz einer Aufenthaltszeit von 7 Stunden, haben sie es nicht geschafft ihn ein zu laden... 3 Stunden nach der Ladung bin ich dann endlich in meinem Hostel, dem Princesa Insolente (www.princesainsolentehostel.cl). Das Hostel ist klein und gemütlich. Hier verbringe ich 3 Nächte und schaue mir Santiago etwas an.

Santiago de Chile:
Das Stadtgebiet ist Teil der Hauptstadtregion (Región Metropolitana), die neben der Provinz Santiago weitere fünf Provinzen umfasst. Im städtischen Siedlungsgebiet (área urbana) leben 5.392.395 Menschen, in der gesamten Región Metropolitana sind es 6.061.185 (Volkszählung 2002). Damit leben etwa 40 Prozent aller Chilenen in der Hauptstadt oder in ihrer direkten Umgebung.“ (Quelle: Wikipedia)


Auf den ersten Blick gefällt mir Santiago sehr gut, es ist stilistisch sehr abwechslungsreich. Das Wetter ist bis auf 3 Monate im Jahr mehr oder weniger gleich und meistens sonnig und warm. Die Menschen hier sind viel freundlicher und offener. Die Stadt entspricht ziemlich dem europäischen Standart und ist sehr sauber. Das Wasser aus dem Hahn kann man sogar trinken. Natürlich gibt es auch in so einer Stadt Armenviertel. Diese sind nun mal wie sie sind. 

Der Markt im Nordwestlichen Teil ist dafür wieder ein Highlight. Hier macht es Spass einzukaufen. Sebastian, ein Chilene, macht täglich Stadtführungen auf seine eigene Art. 

  

Die Führung ist individuell und er ändert sie je nach Gelegenheit und Fragen auch mal ab. Wir sind zu Fuss in Santiago unterwegs. Sebastian erzählt uns viele Insidertipps. Zum Beispiel ist die Stadt bekannt für den „Café con piernas“ („Café mit Beinen“). In den „offenen“ Cafés kann man junge hübsche Damen mit sehr kurzen Röcken beobachten. Diese servieren den Café. Sebastian ist mit uns allerdings ist in ein Café mit verdunkelten Scheiben gegangen. Hier wird der Café von Damen in sehr sehr knapper Kleidung serviert. Er erzählt uns, dass die Männer die hierher kommen, sich einfach einen Kaffee mit schöner Aussicht servieren lassen. Die Besitzer von den Cafés bezahlen nur die Kassiererin. Die leichtbekleideten Damen bekommen als Verdienst das Trinkgeld. Scheinbar verdienen sie damit recht gut. Zur Freude der männlichen Teilnehmer in der Gruppe, haben wir da drin einige Zeit für einen Kaffee verbracht. 


Überall in der Stadt sieht man Graffities. Teilweise wirklich sehr künstlerisch. 







Unglaublich aber ebenfalls wahr: Es wird sogar der Stollen aus Deutschland eingeführt. Es ist wirklich komisch, es ist so warm hier und überall ist es weihnachtliches geschmückt. Umgerechnet kostet der Stollen 6.20 Euro.




Für mich gehts weiter mit dem Nachtbus nach Temuco. Hier steige ich am Sonntagmorgen in den Bus Richtung Melipeuco. Auf Höhe Faja 16000 steige ich aus, hier holt mich Helmut vom Hostal (Aldelayhelmut) ab. Übers Internet habe ich sein Hostal gefunden, er ist aus Deutschland und lebt seit 16 Jahren in Chile. Leider ist er sehr unfreundlich und hochnäsig. Auf meine Fragen zum Trekking im Nationalpark Conguillio hat er nur schäbisches Lachen und ein paar dumme Antworten übrig. Er will mir unbedingt seine eigene Eintagestour für 180 US$ (!!!) aufschwatzen. Ich lehne aber entschieden ab! Das passt ihm überhaupt nicht. Nach vielem hin und her, finde ich am Ende einen Nachbarn von ihm der mich bis zum Park mit dem Auto fährt. Meine überflüssigen Sachen lasse ich in einem abschliessbarem Fach. Helmut lacht mich noch aus bevor ich verschwinde und er lästert auf Spanisch. Ich sagte zu ihm: Er soll es lassen, da ich etwas Spanisch verstehe. Dieses Hostal ist definitiv nicht an Reisende weiterzuempfehlen, die ihre eigene Tour machen möchten. Diese Begegnung war sehr unschön!!! Mit einem etwas mulmigen Gefühl mache ich mich auf mein erstes Trekking.


Am Lago Conguillio angekommen, schlage ich mein Zelt auf dem Campingplatz auf und komme gleich mit meinen Nachbarn Silke und Michel ins Gespräch. Sie sind mit ihrem weissen Toyota für ein Jahr in Südamerika unterwegs.


Am Nachmittag mache ich meine erste Wanderung auf einen schönen Aussichtspunkt über dem See. Ich lade meinen Rucksack mit etwas Gepäck, um mich an das tragen zu gewöhnen. Der Aufstieg geht sehr gut. Die Aussicht ist wunderschön, die Sonne scheint, aber der Wind ist kühl. Die gesamte Wanderung waren ungefähr 10 km. Ein guter Start für den Anfang. Am Abend esse ich gemeinsam mit Silke und Michel. 
 

Am nächsten Tag lasse ich mein Zelt nochmal stehen und laufe, wieder mit Teilgepäck, den schönen Waldweg zum Lago Captrén. Hin und zurück sind es ca. 18 km. Da der Weg fast nur im Schatten der riesigen Araukarien ist, lässt es sich bei angenehmen Temperaturen gut laufen.



"Die Chilenische Araukarie (Araucaria araucana Syn., A. imbricata, A. chilensis, Dombeya chilensis), auch Andentanne, "Schlangenbaum", Schuppentanne, Affenschwanzbaum oder Chilenische Schmucktanne sowie Monkey Puzzle Tree genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Araukariengewächse (Araucariaceae) gehört.
Fossile Funde verwandter Arten der heutigen Araukarien datieren bis zu einem Alter von 90 Millionen Jahren (Gattung Wollemia), womit die Familie der Araucariaceae eine der ältesten Baumfamilien der Welt ist."

(Quelle: Wikipedia)


Diese alte Araukarie ist scheinbar 1800 Jahre alt, 50 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 2.1m.



Ich wollte gerade vom Wanderweg auf die Strasse einbiegen, als ich dieses nette handtellergrosse Exemplar vor mir auftauchen sah.  Dabei handelt es sich um eine Grammostola rosea, im Deutschen wird sie manchmal die "Rote Chile-Vogelspinne" genannt. Sie ist eine Art der Vogelspinne aus Chile. Laut Google kann man einen Biss dieser Spinne mit einem Bienenstich vergleichen.





Am nächsten Tag fahren Silke und Michel auch weiter. Da sie Richtung Temuco wollen, bieten sie an mich mitzunehmen. Ich wollte aber noch ein Stück laufen. Somit verabreden wir uns an der Lagune Verdeund ich konnte testen wie gut ich mit meinem Totalgepäck laufen kann. Erstaunlich schnell komme ich voran und bin schon nach 2:30h da. Es waren ca. 10 km, man muss aber dazusagen, dass es nur geradeaus und etwas abwärts ging :-)

Wir übernachten an der Laguna Verde und fahren am nächsten Tag zum Helmut um meine Sachen zu holen und dann weiter nach Temuco. Ich bin so froh, dass ich keine Nacht länger da bleiben musste, das Geld gebe ich lieber anderen...



In Temuco bleiben wir eine Nacht. Silke und Michel füllen ihre Gasflasche auf und besuchen das Museum der Mapuche.

Netterweise nehmen sie mich gleich noch weiter mit bis nach Pucon. Die Fahrt im Toyota war angenehm und für mich sehr easy. Direkt auf dem Camping schlagen wir unser Lager auf und schlendern am Abend durch die Stadt. Die nächsten drei Tage verbringen wir gemeinsam auf dem Camping, bevor wir uns dann vorerst trennen. Wir werden uns wiedersehen, das steht fest! Vielen Dank für alles! War echt ne tolle Zeit mit euch, immerhin eine ganze Woche :-)



Der aktive Vulkan Villarica (2840m) hat einen ausserordentlich perfekten Vulkankegel. Mit seinen schneebedeckten Gipfel wacht er über der Stadt und dem See. Seit eineinhalb Jahren ist er weniger aktiv. Vorher stand eine ständige Rauchwolke über ihm und in der Nacht war Lava zu sehen. Leider bleibt mir das hier, wie auch schon in Costa Rica beim Arenal, versagt! Schade! :-(

Pucón ist ein schönes kleines überschaubares Städtchen. Jetzt ist noch Vorsaison und es ist angenehm ruhig. Aber für Januar und Februar ist hier Massenandrang angesagt. Also hab ich die richtige Zeit erwischt!



In Pucón spürt man einen europäischen Wind. Einiges ist hier in Deutsch angeschrieben. So gibt es zum Beispiel einen „Biergarten“ oder „Oma's Café“, da wird dann auch mal ne Roster mit Sauerkraut serviert. Ebenfalls gibt es hier einen super guten Bäcker. Vor einigen Jahren ist ein Rentner aus der Schweiz nach Pucón gekommen, um den Mitarbeitern zu zeigen wie man Schweizer Spezialitäten zubereitet z. Bsp. Rueblikuchen und Nusstorte. 



Sonnenuntergang am See
Durch einen Zufall komme ich in das Hostal Chili Kiwi. Eigentlich wollte ich mich nur erkundigen, ob ich meine Sachen da für die Zeit der Wanderung im Nationalpart Huerquehue einstellen kann. Hier lerne ich Stefan und Christina kenne. Stefan ist aus Deutschland und mit seinem Drahtesel unterwegs, er kommt vom Süden Chiles. Christina ist aus der Schweiz und auch einige Monate unterwegs. Wir verstehen uns gleich sehr gut und werden ein Stück gemeinsam weiterreisen. Christina hat in Pucón eine Pause eingelegt und lernt gerade Spanisch. Spontan entscheide ich mich, die Gelegenheit wahrzunehmen und melde mich für einem Spanischkurs an – 5 Tage à 3 Stunden. 

Zusätzlich gehe ich auf die Pferde-Farm Antilco (www.antilco.com) und dort in Ruhe lernen und entspannen. Diese Wahl stellt sich als absoluter Glückstreffer heraus. Die Farm liegt ca. 12 km ausserhalb von Pucón in absoluter Natur!
Ich habe meine eigene Cabaña mit Küche und Bad. Ständig sind auch die drei Hunde der Familie um mich herum. 


Wolf - 6 Monate alt
Pontus - der alte Chef
Nanunca - Mama vom Wolf










Mein Tagesablauf sieht meistens gleich aus. Morgens 3 Stunden Spanischkurs mit Karin und am Nachmittag viel lesen, geniessen und meditieren. Die Ruhe tut mir sehr gut und ich kann gestärkt meine Reise fortsetzen. 

An einem Nachmittag hab ich einen Ausritt gemacht. Es war wunderschön. Mein Pferd Ulen war anfangs sehr vorsichtig und lies sich gut lenken. Auf dem Rückweg wird er auch mutiger und galoppiert sogar zweimal. Die Natur um mich herum ist einfach phantastisch, glasklare Flüsschen, Blick auf den Vulkan Villarica und viel Grün. 

Auf der Farm tragen die Kirschbäume Unmengen Früchte und jeden Tag pflücke ich mir eine riesige Portion. Jeden Tag scheint die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Der Sommer steht vor der Tür, früh wird es um fünf Uhr hell und abends nach um neun erst dunkel.

Nach knapp 2 Wochen in Pucón geht's gemeinsam mit Christina weiter. Wir werden einen Abstecher nach Argentinien machen und dort Weihnachten feiern.

Ich wünsche allen ein frohes Weihnachtsfest!

Viele sonnige Grüsse
Mokie

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