27.11.-16.12.2013
Stadt mit Stil vs. tolle Landschaften
Unglaublich
aber wahr: Chile ist 4300 km lang und im Durchschnitt rund 180 km
breit. Es besitzt ausser der tropischen alle Klimazonen. Folgende
Legende beschreibt die kontrastreiche Natur dieses Landes: „Als
Gott seine in sieben Tagen erschaffene Welt betrachtete, stellte er
fest, dass noch einiges übrig geblieben war: Vulkane, Urwälder,
Wüsten, Fjorde, Flüsse und Eis. Er gab den Engeln den Auftrag,
alles das hinter einem langen Gebirge aufzuschütten – den Anden.
So entstand Chile, das vielgestaltigste Land der Erde.“
So
liest sich das Vorwort meines Reiseführers von Reise-Now-How.
Wiedermal bin ich in einem Land angekommen, worüber ich eigentlich
gar nichts weiss. Nach 13 Stunden Flug von Paris nach Santiago de
Chile kündigt der Pilot ein Aufstehverbot für die letzten 45
Minuten des Fluges an. Grund sei der Überflug der Anden, hier könne
es zu Turbulenzen kommen. Tatsächlich aber ist die letzte Stunde des
Fluges die schönste. Der Flieger liegt ruhig in der Luft und wir
fliegen direkt über die Berge! Das Himmel ist blau und die Sonne
strahlt die weissen Schneespitzen der Berge an. Ein traumhafter
Landeanflug! Als ich aus dem Flugzeug steige, weht mir ein angenehm
warmer Wind um die Nase, ich bin mitten im südamerikanischen
Frühling angekommen. Die Ernüchterung ist aber nicht weit entfernt,
als ich die lange Schlange an den Einreiseschaltern sehe. Nach knapp
einer Stunde stelle ich fest, dass mein Rucksack in Paris geblieben
ist. Trotz einer Aufenthaltszeit von 7 Stunden, haben sie es nicht
geschafft ihn ein zu laden... 3 Stunden nach der Ladung bin ich dann
endlich in meinem Hostel, dem Princesa Insolente
(www.princesainsolentehostel.cl).
Das Hostel ist klein und gemütlich. Hier verbringe ich 3 Nächte
und schaue mir Santiago etwas an.
Santiago
de Chile:
„Das
Stadtgebiet ist Teil der Hauptstadtregion (Región Metropolitana),
die neben der Provinz Santiago weitere fünf Provinzen umfasst. Im
städtischen Siedlungsgebiet (área urbana) leben 5.392.395 Menschen,
in der gesamten Región Metropolitana sind es 6.061.185 (Volkszählung
2002). Damit leben etwa 40 Prozent aller Chilenen in der Hauptstadt
oder in ihrer direkten Umgebung.“ (Quelle: Wikipedia)
Auf
den ersten Blick gefällt mir Santiago sehr gut, es ist stilistisch sehr abwechslungsreich. Das Wetter ist bis
auf 3 Monate im Jahr mehr oder weniger gleich und meistens sonnig und
warm. Die Menschen hier sind viel freundlicher und offener. Die Stadt
entspricht ziemlich dem europäischen Standart und ist sehr sauber.
Das Wasser aus dem Hahn kann man sogar trinken. Natürlich gibt es
auch in so einer Stadt Armenviertel. Diese sind nun mal wie sie sind.
Der Markt im Nordwestlichen Teil ist dafür wieder ein Highlight.
Hier macht es Spass einzukaufen. Sebastian, ein Chilene, macht
täglich Stadtführungen auf seine eigene Art.
Die Führung ist
individuell und er ändert sie je nach Gelegenheit und Fragen auch
mal ab. Wir sind zu Fuss in Santiago unterwegs. Sebastian erzählt
uns viele Insidertipps. Zum Beispiel ist die Stadt bekannt für den
„Café con piernas“ („Café mit Beinen“). In den „offenen“
Cafés kann man junge hübsche Damen mit sehr kurzen Röcken
beobachten. Diese servieren den Café. Sebastian ist mit uns
allerdings ist in ein Café mit verdunkelten Scheiben gegangen. Hier
wird der Café von Damen in sehr sehr knapper Kleidung serviert. Er
erzählt uns, dass die Männer die hierher kommen, sich einfach einen
Kaffee mit schöner Aussicht servieren lassen. Die Besitzer von den
Cafés bezahlen nur die Kassiererin. Die leichtbekleideten Damen
bekommen als Verdienst das Trinkgeld. Scheinbar verdienen sie damit
recht gut. Zur Freude der männlichen Teilnehmer in der Gruppe, haben
wir da drin einige Zeit für einen Kaffee verbracht.
Überall in der Stadt sieht man Graffities. Teilweise wirklich sehr künstlerisch.
Unglaublich aber ebenfalls wahr: Es wird sogar der Stollen aus Deutschland eingeführt. Es ist wirklich komisch, es ist so warm hier und überall ist es weihnachtliches geschmückt. Umgerechnet kostet der Stollen 6.20 Euro.
Für
mich gehts weiter mit dem Nachtbus nach Temuco. Hier steige ich am
Sonntagmorgen in den Bus Richtung Melipeuco. Auf Höhe Faja 16000
steige ich aus, hier holt mich Helmut vom Hostal (Aldelayhelmut) ab.
Übers Internet habe ich sein Hostal gefunden, er ist aus Deutschland
und lebt seit 16 Jahren in Chile. Leider ist er sehr unfreundlich und
hochnäsig. Auf meine Fragen zum Trekking im Nationalpark Conguillio
hat er nur schäbisches Lachen und ein paar dumme Antworten übrig.
Er will mir unbedingt seine eigene Eintagestour für 180 US$ (!!!)
aufschwatzen. Ich lehne aber entschieden ab! Das passt ihm überhaupt
nicht. Nach vielem hin und her, finde ich am Ende einen Nachbarn von
ihm der mich bis zum Park mit dem Auto fährt. Meine überflüssigen
Sachen lasse ich in einem abschliessbarem Fach. Helmut lacht mich
noch aus bevor ich verschwinde und er lästert auf Spanisch. Ich
sagte zu ihm: Er soll es lassen, da ich etwas Spanisch verstehe.
Dieses Hostal ist definitiv nicht an Reisende weiterzuempfehlen, die
ihre eigene Tour machen möchten. Diese Begegnung war sehr unschön!!!
Mit einem etwas mulmigen Gefühl mache ich mich auf mein erstes
Trekking.
Am
Lago Conguillio angekommen, schlage ich mein Zelt auf dem
Campingplatz auf und komme gleich mit meinen Nachbarn Silke und
Michel ins Gespräch. Sie sind mit ihrem weissen Toyota für ein Jahr
in Südamerika unterwegs.
Am
Nachmittag mache ich meine erste Wanderung auf einen schönen
Aussichtspunkt über dem See. Ich lade meinen Rucksack mit etwas
Gepäck, um mich an das tragen zu gewöhnen. Der Aufstieg geht sehr
gut. Die Aussicht ist wunderschön, die Sonne scheint, aber der Wind
ist kühl. Die gesamte Wanderung waren ungefähr 10 km. Ein guter
Start für den Anfang. Am Abend esse ich gemeinsam mit Silke und
Michel.
Am
nächsten Tag lasse ich mein Zelt nochmal stehen und laufe, wieder
mit Teilgepäck, den schönen Waldweg zum Lago Captrén. Hin und
zurück sind es ca. 18 km. Da der Weg fast nur im Schatten der
riesigen Araukarien ist, lässt es sich bei angenehmen Temperaturen
gut laufen.
"Die Chilenische Araukarie (Araucaria araucana Syn., A. imbricata, A. chilensis, Dombeya chilensis), auch Andentanne, "Schlangenbaum", Schuppentanne, Affenschwanzbaum oder Chilenische Schmucktanne sowie Monkey Puzzle Tree genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Araukariengewächse (Araucariaceae) gehört.
Fossile Funde verwandter Arten der heutigen Araukarien datieren bis zu einem Alter von 90 Millionen Jahren (Gattung Wollemia), womit die Familie der Araucariaceae eine der ältesten Baumfamilien der Welt ist."
(Quelle: Wikipedia)
Diese alte Araukarie ist scheinbar 1800 Jahre alt, 50 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 2.1m.
Ich wollte gerade vom Wanderweg auf die Strasse einbiegen, als ich dieses nette handtellergrosse Exemplar vor mir auftauchen sah. Dabei handelt es sich um eine Grammostola rosea, im Deutschen wird sie manchmal die "Rote Chile-Vogelspinne" genannt. Sie ist eine Art der Vogelspinne aus Chile. Laut Google kann man einen Biss dieser Spinne mit einem Bienenstich vergleichen.
Am nächsten Tag fahren Silke und Michel auch weiter. Da sie Richtung Temuco wollen, bieten sie an mich mitzunehmen. Ich wollte aber noch ein Stück laufen. Somit verabreden wir uns an der Lagune Verdeund ich konnte testen wie gut ich mit meinem Totalgepäck laufen kann. Erstaunlich schnell komme ich voran und bin schon nach 2:30h da. Es waren ca. 10 km, man muss aber dazusagen, dass es nur geradeaus und etwas abwärts ging :-)
Wir
übernachten an der Laguna Verde und fahren am nächsten Tag zum
Helmut um meine Sachen zu holen und dann weiter nach Temuco. Ich bin
so froh, dass ich keine Nacht länger da bleiben musste, das Geld
gebe ich lieber anderen...
In
Temuco bleiben wir eine Nacht. Silke und Michel füllen ihre
Gasflasche auf und besuchen das Museum der Mapuche.
Netterweise
nehmen sie mich gleich noch weiter mit bis nach Pucon. Die Fahrt im
Toyota war angenehm und für mich sehr easy. Direkt auf dem Camping
schlagen wir unser Lager auf und schlendern am Abend durch die Stadt. Die nächsten drei Tage verbringen wir gemeinsam auf dem Camping, bevor wir uns dann vorerst trennen. Wir werden uns wiedersehen, das steht fest! Vielen Dank für alles! War echt ne tolle Zeit mit euch, immerhin eine ganze Woche :-)
Der aktive Vulkan Villarica (2840m) hat einen ausserordentlich perfekten Vulkankegel. Mit seinen schneebedeckten Gipfel wacht er über der Stadt und dem See. Seit eineinhalb Jahren ist er weniger aktiv. Vorher stand eine ständige Rauchwolke über ihm und in der Nacht war Lava zu sehen. Leider bleibt mir das hier, wie auch schon in Costa Rica beim Arenal, versagt! Schade! :-(
Der aktive Vulkan Villarica (2840m) hat einen ausserordentlich perfekten Vulkankegel. Mit seinen schneebedeckten Gipfel wacht er über der Stadt und dem See. Seit eineinhalb Jahren ist er weniger aktiv. Vorher stand eine ständige Rauchwolke über ihm und in der Nacht war Lava zu sehen. Leider bleibt mir das hier, wie auch schon in Costa Rica beim Arenal, versagt! Schade! :-(
Pucón
ist ein schönes kleines überschaubares Städtchen. Jetzt ist noch
Vorsaison und es ist angenehm ruhig. Aber für Januar und Februar ist
hier Massenandrang angesagt. Also hab ich die richtige Zeit erwischt!
In
Pucón spürt man einen europäischen Wind. Einiges ist hier in
Deutsch angeschrieben. So gibt es zum Beispiel einen „Biergarten“
oder „Oma's Café“, da wird dann auch mal ne Roster mit
Sauerkraut serviert. Ebenfalls gibt es hier einen super guten Bäcker.
Vor einigen Jahren ist ein Rentner aus der Schweiz nach Pucón
gekommen, um den Mitarbeitern zu zeigen wie man Schweizer
Spezialitäten zubereitet z. Bsp. Rueblikuchen und Nusstorte.
Sonnenuntergang am See |
Zusätzlich gehe ich auf die Pferde-Farm Antilco (www.antilco.com)
und dort in Ruhe lernen und entspannen. Diese Wahl stellt sich
als absoluter Glückstreffer heraus. Die Farm liegt ca. 12 km
ausserhalb von Pucón in absoluter Natur!
Ich
habe meine eigene Cabaña mit Küche und Bad. Ständig sind auch die drei Hunde der Familie um mich herum.
Wolf - 6 Monate alt |
Pontus - der alte Chef |
Nanunca - Mama vom Wolf |
Mein Tagesablauf sieht meistens gleich aus. Morgens 3 Stunden Spanischkurs mit Karin und am Nachmittag viel lesen, geniessen und meditieren. Die Ruhe tut mir sehr gut und ich kann gestärkt meine Reise fortsetzen.
An einem Nachmittag hab ich einen Ausritt gemacht. Es war wunderschön. Mein Pferd Ulen war anfangs sehr vorsichtig und lies sich gut lenken. Auf dem Rückweg wird er auch mutiger und galoppiert sogar zweimal. Die Natur um mich herum ist einfach phantastisch, glasklare Flüsschen, Blick auf den Vulkan Villarica und viel Grün.
Auf der Farm tragen die Kirschbäume Unmengen Früchte und jeden Tag pflücke ich mir eine riesige Portion. Jeden Tag scheint die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Der Sommer steht vor der Tür, früh wird es um fünf Uhr hell und abends nach um neun erst dunkel.
Nach
knapp 2 Wochen in Pucón geht's gemeinsam mit Christina weiter. Wir
werden einen Abstecher nach Argentinien machen und dort Weihnachten
feiern.
Ich wünsche allen ein frohes Weihnachtsfest!
Viele sonnige Grüsse
Mokie
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