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Freitag, 10. Januar 2014

Seakayaking Pumalin Park Chile

31.12.2013 – 09.01.2014

Das Abenteuer der etwas anderen Art!

Als allererstes wünsche ich allen Lesern noch ein gesundes neues Jahr! Viel Glück und Freude im 2014!

Vorgeschichte

Kurz vor Weihnachten hab ich in einem Reiseführer etwas interessantes entdeckt. In der Nähe von Puerto Montt werden Kayaktouren angeboten. Im Internet findet ich dann die Webseite von Juan. Er ist Inhaber von YAK-Expediciones www.yakexpediciones.cl Die Internetseite ist vielversprechend! Es werden viele verschiedene Trips angeboten, angefangen von einem Tag bis zu fast 2 Wochen. Wow... das gefällt mir!
Kurzerhand nehme ich Kontakt mit ihm auf. Seine Emails sind sehr professionell, er schickt mir gleich mehrere wichtige Informationen. Die 6-Tages-Tour in die Fjorde des nördlichen Teils des Pumalin Parkes soll es für mich sein. Es ist genau noch ein Platz frei und ich muss mich schnell entscheiden. Als ich so mit Christina unterwegs bin, wäge ich ständig ab. Nicht die sportliche Herausfordung lassen mich zweifeln, nein ehrlich gesagt ist es der Preis. Am Ende muss ich jedoch zugeben, dass der Preis mehr als gerechtfertigt ist! Ich habe mich entschieden eine super Erfahrung und ein Seakayakabenteuer einer längeren Reisezeit vorzuziehen. Und mein Fazit ist durch und durch 100% positiv!

Am 23.12.13 schicke ich die offizielle Anmeldung an Juan ab. Seine Antwort kommt prompt: „Are you sure?“ - „Bist du sicher?“ ; Ja, das bin ich! Etwas nervös, aber sicher! Mit viel Glück und etwas Überredungskunst, kann ich Juan dazu bringen, dass ich meine Depositzahlung persönlich am 26.12. in Puerto Varas machen werde. Eigentlich ist eine Anmeldung erst akzeptiert, wenn die Zahlung per Western Union abgeschlossen ist. Da ich aber gerade in Argentinien unterwegs bin, geht das leider nicht. Die Dame in der Bank erklärt mir, dass seit ein paar Wochen die Zusammenarbeit mit Chile unterbrochen ist. Das ist dann auch der Grund warum ich so schnell wie möglich nach Chile zurückgefahren bin, sonst wäre ich gern noch in Bariloche geblieben und zum Refugio Frey gelaufen... naja, hat so sein sollen.

Am 26.12. treffe ich Juan und er ist sichtlich erleichtert, dass ich da bin und mein Versprechen eingelöst habe. Erst später verrät er mir, dass er einen männlichen Teilnehmer erwartet hat... tztztz ;-)
Juan ist mehr oder weniger allein in seinem Unternehmen und ständig beschäftigt. Am 27.12. hat er eine Tour und kommt am 30.12. zurück um meine Tour vorzubereiten. Allerdings ist das sehr gut, denn er führt alle Touren selbst und sehr professionell! RESPEKT!

Frutillar

Ich verbringe die übrigen Tage im Hostel Margouya 2. Mit dem Fahrrad radel ich mal eben bis Frutillar. Frutillar heisst übersetzt „Erdbeerhausen“. Der Ort liegt wie Puerto Varas am Lago Llanquihue und lebt vom Tourismus. Die Uferpromenade ist gepflegt, in den Gärten blühen Rosen und deutsche Spezialitäten wie Kuchen, Strudel und Spätzle werden angepriesen. 

Das neuerbaute Theater am bzw. Im See wirkt etwas fehl am Platz. Der Bau wurde erst 2010 fertiggestellt und der Konzertsaal bietet bis zu 1200 Besuchern Platz. Die Fassage ist mit Naturholz und Kupfer verkleidet. Hinzu kommt auch noch ein Amphitheater mit Vulkanblick, Ausstellungsräume, ein Shop und ein Café. Das grösste kulturelle Ereignis Südchiles „Semanas Musicales de Frutillar“ findet hier in der letzten Januar- und ersten Februarwoche statt, es vereint junge Talente aus aller Welt.
Meine Tagestour endet nach 64km wieder in Puerto Varas. Ich muss zugeben, dass ich auf dem Rückweg an Trampen gedacht habe, aber leider hab ich keinen Pickup entdecken können. Somit musste ich mit einem sehr harten und unbequemen Sattel kämpfen. Nach getaner Arbeit war ich allerdings sehr stolz auf mich!

Puerto Montt

Ein Tagesausflug nach Puerto Montt war auch noch angesagt. Das in Pucón gekaufte Ladekabel für den Laptop hatte schon nach 2 Wochen den Geist aufgegeben und es galt ein neues zu finden. In 30 Minuten kommt man mit dem Minibus von Puerto Varas nach Puerto Montt. Die Stadt an sich hat nicht viel schönes! Aber es lässt sich ganz gut durch die Strassen schlendern.
Katzenzungen entdeckt

OK – bereit zu flippen?“

Der 31.12.2013 kam näher und ich wurde langsam nervös. Um 9 Uhr holt mich Juan für meine Trainingsstunde ab. Da ich ja Null Erfahrung im Bereich von Seakayaking hab, entschied ich mich die Übungsstunde zu machen. Dieser Morgen präsentiert sich mit Wolken, windig und nicht gerade als warmer Tag. Hm... das kann ja was werden... Von den Emails weiss ich, dass alles was ich zum Training mitnehme auch nass werden wird. Ich bin die Einzige der Gruppe, die die Übungsstunde machen möchte, somit hab ich es wahrscheinlich mit einer Gruppe Fortgeschrittenen zu tun!
Juan fährt mit mir etwas ausserhalb der Stadt. Er schickt mich zum Glück nicht gleich in den grossen See, dieser hat im Moment gerade einen recht guten Wellengang.   

Wir laden zwei Einzelkayaks an einer kleinen Lagune vom Auto und er erklärt mir die Grundlagen (richtiges Paddeln, Ausstieg wenn man kippt und Wiedereinstieg ins Kayak) an Land. Dann gehts auch schon los. Überraschenderweise ist das Wasser warm. Wir steigen in die Kayaks und paddeln weg vom Ufer. Juan erklärt mir nochmal wie ich auszusteigen hab, wenn das Kayak umkippt. Dann sagt er: „OK, Flip!“ - der Befehl zum umkippen! 

Mein Herzschlag verschnellert sich und ich trau mich nicht so recht, da ich ja doch irgendwie am Kayak „festgemacht“ bin. Noch während ich im Kopf die Schritte nochmals durchgehe, dreht er mein Kayak um. Ich bin geschockt und ein klein bisschen Panik kommt auf. Aber alles geht gut und ich tauche wieder auf! Na, vielen Dank dafür...! Eigentlich war das ganz gut, denn niemand kippt geplant um, ausser für die Eskimorolle vielleicht. Die zwei Stunden Training im Wasser gehen schnell um, wir haben ne Menge Spass dabei und die Vorfreude auf die Tour steigt. Aber ehrlich gesagt, bin ich auch noch etwas nervöser als vorher. Es gibt sehr viel zu beachten und die ganze Sache ich nicht ganz ungefährlich!


Silvester

Mein Silversterabend verläuft sehr ruhig im Hostel und ich schaue mit ein paar anderen das Feuerwerk an, immerhin dauert es 15 min. Aber das war auch das einzigste Feuerwerk in der Stadt! Gegen 1 Uhr verschwinde ich ins Bett. Am nächsten Tag packe ich meine Sachen für die Tour und versuche meine Nervosität zu verringern.

Neujahr - Premeeting

Am Abend des 1.1. gibt es ein Premeeting. Ich treffe das erste Mal die anderen Mitglieder der Gruppe. Debbie und Dan kommen aus den USA, Louise und Danie kommen aus Südafrika, ein anderes Pärchen ein paar Tage vorher abgesagt, somit sind wir zu fünft, plus Guide Juan. Es wird 3 Doppelkayaks geben, obwohl mich Juan zu einem Einzelkayak überreden wollte... Lieber noch nicht!
Juan erklärt uns als erstes das Wetter und die Vorhersagen. Wir haben Glück! Das Wetter ist nicht allzu schlecht. Es wird ein paar Regenschauer geben, aber nicht so ein schlimmes Gewitter wie auf der letzten Tour. Auch der Wind würde sich in Grenzen halten. An was ich gar nicht gedacht habe, waren Ebbe und Flut. Aber auch damit haben wir unheimliches Glück. Die Flut wird immer zu einer passenden Zeit sein. Also müssen wir nicht in der Nacht um 3 Uhr aufstehen um 4 Uhr in den Kayaks zu sitzen. Juan hat einen Wochenplan mit den genauen Zeiten, um sich daran zu orientieren.
Einige wichtige Fragen werden noch geklärt und er weisst nochmal auf die Packliste hin. Der Platz in den Kayaks ist begrenzt und wir müssen immerhin auch Essen und Kochutensilien, Zelte, Matratzen, Thermosflaschen usw. Mitnehmen.
Mit einem etwas unsicheren Gefühl verabschiede ich mich von den anderen. Zurück im Hostel checke ich nochmals meine Sachen. Hoffentlich habe ich die richtigen Sachen mit, hoffentlich bin ich nicht dauernass und friere mich durch die Nacht. Hoffentlich ist es nicht so windig und hoffentlich hab ich genügend Power um so weit zu paddeln. Immerhin sind es an die 100km in vier reinen Paddeltagen. Puhh.... hätte mir auch was schwierigeres aussuchen können. Aber ich freue mich auch, denn das macht nicht jeder!

Da ich nicht wirklich für so ein Abenteuer ausgerüstet bin, hab ich mich entschieden die grosse Kamera nicht mitzunehmen, da sie sonst durch Salzwasser und ständige Feuchtigkeit beschädigt werden könnte. Die Bilder sind vorallem durch die anderen Teilnehmer und den Guide gemacht worden. Schade, aber das wichtigste ist, dass ich die Bilder in meinem Kopf gespeichert habe. Somit kann ich diese wenigstens nie verlieren. Da Juan bereits schon wieder auf dem nächsten Trip ist, werde ich seine Bilder mit Verspätung einstellen. Eine kleine Vorauswahl gibt es natürlich :-)
Vielen Dank euch allen fürs weiterreichen der Fotos!

SEAKAYAKING NORTHERN PATAGONIA FJORDS  CHILE


Kurz nach 9 Uhr am 2.1.13 werde ich abgeholt und die Fahrt geht Richtung Puerto Montt und dann weiter auf der Carretera Austral Richtung Süden. Eine Fähre wartet schon auf uns und wir können gleich übersetzen. 
Die Carretera Austral ist eine 1350 km lange Strasse im Süden Chiles. Der Bau ist noch nicht beendet, daher verkehrt an einigen Stellen eine Fähre. 
 
Wir fahren bis zu einem kleinem Ort namens Hornopirén. 
Wir kommen zur Mittagszeit an, es gibt ein feines Fischgericht in einem kleinem gemütlichen Restaurant. Das Wetter ist gnädig und wir haben blauen Himmel und strahlenden Sonnenschein. 
 
Am frühen Nachmittag kommen wir an unserem Startplatz an. Seit vielen Jahren kommt Juan hierher. Die Dame kocht für die Gruppe und stellt ihren Grund und Boden für ein kleines Endgelt fürs Camping zur Verfügung. Wir stellen unsere Zelte auf, denn es nähert sich eine Regenfront. Bereits hier herrscht die totale Idylle. Das Haus steht schon mitten im Pumalin Park und die absolute Natur liegt vor uns. 
 
Wir bereiten die Kayaks für unseren ersten Ausflug vor. Wir werden das Fjord überqueren und Thermalquellen besuchen. Danach geht's wieder zurück. Zum Glück habe ich einen Neoprenanzug gemietet, mittlerweile weiss ich, dass es die beste Entscheidung war, sonst hätte ich viel zu kalt gehabt. 
 
Meine grösste Vorfreude war jedoch die Aussicht auf Delfine. Juan hat erzählt, dass sie im letzten Trip welche gesehen haben. Unglaublich aber wahr, noch bevor wir die Kayaks ins Wasser gelassen haben, sehe ich schon die erste Rückenflosse. Meine Freude ist unendlich gross und ich bin nur noch am grinsen! Traumhaft, ich werde neben Delfinen paddeln. Ein Wunsch geht in Erfüllung.
Der Wind lässt zum Glück noch ein wenig nach und wir machen die ersten Paddelschläge im Wasser. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase geht es mir ganz gut und mit dem richtigen Rhythmus fühle ich mich sogar wohl. Wir sehen nochmals ein paar Delfine, aber eher weiter weg.
Ich weiss nicht wie lang wir bis zum anderen Ufer gebraucht haben, aber es war gefühlsmässig nicht so lang. Am anderen Ufer sichtet Juan ein paar Kayaker. Als wir an Land sind nimmt er gleich Kontakt mit ihnen auf um zu sehen, wo sie hin paddeln. Die Campsites im Fjord sind nämlich rar und er ist immer auf dem Sprung um das Beste für seine Gäste zu organisieren. Falls sie die gleiche Route haben, müssen wir früher aufstehen um uns die besten Plätze zu sichern, aber zum Glück ist das nicht der Fall!
Wir entspannen uns im super angenehm warmen Wasser. Gegen 19 Uhr brechen wir wieder auf und paddeln unserem Abendessen entgegen. Auf dem Rückweg kreuzt ein kleiner Pinguin unseren Weg.
Tag 1: ca. 10 km Paddelpensum

Pumalin Park

Der Park ist der grösste private Park des Landes und ist ein Naturschutzprojekt des US-amerikanischen Millionär Douglas Tompkins. Tompkins ist ein Umweltaktivist, Öko-Unternehmer sowie Gründer und ehemaliger Chef der Textilmarken „The North Face“ und „Esprit Holdings Limited“. Meistens liest man sehr viel positive Dinge über diese Projekt. Zum Beispiel das es zum Schutze der Umwelt dient, das es Arbeitgeber in der Region ist, das es nur das Beste vom Besten ist usw. Aber die Realität sieht sehr viel trauriger aus. Tompkins kauft ohne Rücksicht auf Verluste Land auf. Die Einheimischen werden überredet ihr Land zu verkaufen. Natürlich bekommen sie dafür Geld, ziehen in eine Stadt und nach kürzester Zeit ist das Geld versoffen. Somit stehen sie vor dem Nichts. Tompkins ist teils nicht sehr gut angesehen in der Gegend und es gibt hier und da Gegenwehr. Ebenso sammeln sich immer mehr Lachs- und Muschelfarmen im Fjord an. Die schwimmenden Inseln und Bojen sehen nicht sehr schön aus und zerstören das Landschaftsbild. Zustätzlich wird das biologische Gleichgewicht mit dem Kunstfutter für die Lachse und den Medikamentenzusätzen stark belastet. Unglaublich was der Mensch mit seiner wunderschönen Natur anstellt! 

die Kayaks sind schwer 

Nach einer sehr guten Nacht klingelt am Morgen um 6 Uhr der Wecker. Aufstehen, Sachen und Zelt einpacken, frühstücken. Dann gehts los! Die Kayaks sind schwer bepackt, wir tragen zu sechst jedes einzeln zum Wasser. Der Himmel ist bedeckt, aber zum Glück noch kein Wind. Wir paddeln im spiegelklarem Wasser. Wir kommen ganz gut voran die Natur fliegt an uns vorbei und ich geniesse die Freiheit auf dem Wasser. Wieder sehen wir die ein oder andere Rückenflosse eines Delfines. Bevor wir in den ersten Seitenfjord einbiegen, gibt es eine kleine Pause. Kekse und Schokolade für einen kleinen Zwischenimbiss.

Der Eingang zum Fjord ist sehr schmal. Hier soll sich angeblich das deutsche Schiff „Dresden“ eine Woche lang im ersten Weltkrieg versteckt haben, die Einfahrt gestaltete sich sehr schwierig. Wir hingegen haben keine Navigationsprobleme und passen ohne Probleme hindurch. Wir sind ganz nah an der linken Felswand und die Sicht ist einfach mal umwerfend. Die Felsen schimmern in verschieden Farben, alle Grüntöne, rotorange, weissgrau. Man sieht gut die Wasserhöhe bei Flut. Nachdem wir eine weitere Lachsfarm passiert haben, eröffnet sich die volle Schönheit des Fjords. 



Rechts und links hohe Felsen mit Urwald. Juan meinte, dass es im Moment doch sehr unordentlich sei ;-) Ich finde es sehr schön, naturbelassener geht es nicht. Alte umgekippte Bäume passen eben so gut in die Landschaft wie die schönen frischen jungen Bäume. 


Ein Wasserfall auf der rechten Seite zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Juan würde am liebsten mittenrein paddeln, aber da ich mit im Kayak sitze und nicht wirklich von oben bis unten nass sein möchte, belässt er es bei einer leichten Dusche kurz vorher. Weiter gehts bis zum Ende vom Fjord. Eine weite Wasserlandschaft liegt vor uns. Juan erklärt uns, dass wir jetzt nicht geradewegs hineinpaddeln sondern dem Strom folgen werden. Es gibt einen Fluss. Dieser mündet an einer mit einem Kreuz gekennzeichneten Stelle. Etwas später werden wir sehen, was er damit meint. Wir paddeln also im Zickzack über die Wasserfläche und laden am anderen Ufer im Gras. 

Zum Glück ist niemand vor uns da, die Fläche zum campen ist sehr klein. Wir schlagen unser Lager auf und machen erstmal einen Powernap. Wir sind alle ziemlich geschafft von diesem Tag. 


Tag 2 ca. 25 km Paddelpensum

bei Flut

bei Ebbe
Etwas später sehen wir, dass der Wasserspiegel dramatisch gesunken ist, jetzt liegt nur noch ein schmales Flussbett vor uns. Genau so wie es Juan vorausgesagt hatte. 
Der Abend ist gemütlich, wir sitzen gemeinsam im grossen Zelt essen, trinken eine Flasche Wein und unterhalten uns ganz gut. Und... es gibt Schokolade!

All zu lang wird der Abend allerdings nicht, denn am nächsten Morgen müssen wir früh raus, um mit der Flut wieder aufs Wasser zu gelangen. Für mich ist in diesem Fall nicht die grösste Herausfordung früh aufzustehen, sondern in den kalten nassen Neoprenanzug und die nassen Socken plus Neoprenschuhe zu schlüpfen. Das ist wirklich kein angenehmes Gefühl!

Langer Tag

Ein weiteres Mal haben wir unsagbares Glück, denn wir haben keinen Wind. In der letzten Tour war es ein grossen Problem: Gegenwind. Wir können wieder auf ein spiegelglattes Meer rausfahren, begleitet von den Geräuschen der Natur; die Vögel zwitschern, das Wasser rauscht und die Paddel plätzschern. Einfach unglaublich und unbeschreiblich! 

Als wir am Wasserfall ankommen, sehen wir einen mehr oder weniger grossen Luxusliner ankern. Juan fährt ganz nah ran und wir kommen mit der Crew ist Gespräch. Sie fanden das sehr nett und ich erkundigte mich mit meinem schönsten Lächeln nach etwas Schokolade. Und tatsächlich wanderten 2 Snickers und 2 Schockstängel in meine Tasche. :-D Nicht das wir zu wenig Schokolade haben, Juan hat mehr als 20 grosse Tafeln Sahne/Nuss Schokolade dabei. Wir hätten sogar die Möglichkeit gehabt, das Boot anzuschauen, aber die anderen beiden Kayaks waren schon auf der Weiterfahrt. Somit vielleicht ein anderes Mal. Wenig später landete dann ein Helikopter und brachte die ersten Gäste zum Boot. Unglaublich, oder?!




Wir paddeln aus dem Seitenfjord wieder in den Hauptfjord. Heute haben wir besonders viel Glück, ein paar Delfine beginnen mit uns zu spielen. Sie springen neben uns halb aus dem Wasser und schwimmen um uns herum. Ich bin einfach nur glücklich und vergesse fast zu paddeln. 





Wieder passieren wir Lachsfarmen und kommen am Eingang des nächsten Seitenfjords an. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es eine grosse Seelöwenkolonie, wir können ziemlich nah ranfahren, um so besser können wir die Tiere sehen, hören und auch riechen! 

Der Eingang ist breiter und die Felswände glänzen wieder in den herrlichsten Farben, noch grösser und noch schöner! Zum Glück haben wir wieder bewölkten Himmel. Mir ist ganz schön warm, während dem Paddeln. Ab und zu lässt sich die Sonne blicken, aber zum Glück nicht zu lang. Da wir auf die Flut warten, konnten wir die Fjorddurchfahrt mit allen Sinnen geniessen! Wir liessen uns treiben und hielten Ausschau nach den Seelöwen, speziellen Bäumen und Wasserfällen. Juan meinte zu mir, das es sicher langweilig sei, da ich ja auf meiner Reise schon so viel schönes gesehen hätte. Langweilig??? Nein, sicher nicht! Es war eine ganz andere neue Erfahrung und ich geniesse mal die Aussicht auf unberührtes Land vom Wasser aus. Hier gibt es keine Strassen oder Wege. Das hat mir damals in Kanada schon sehr gut gefallen. Am Ende des Fjords erklärt uns Juan die Route und wir paddeln wieder im Zickzack über die Wasserfläche. Nun wissen wir allerdings warum. Das Wasser ist ganz klar und ich kann die Steine auf dem Grund liegen sehen.
Tag 3 ca. 30 km Paddelpensum
 
Nochmal haben wir Glück und kommen im Camp an ohne das jemand da ist. Jetzt in der Hochsaison ist hier viel los, denn hier gibt es wunderbare Thermalquellen. Wir campen im Wald, leider müssen wir noch etwas warten mit dem Thermalbad, die Becken sind zu heiss. Danie organisiert dann die Kühlung. 


Die Quelle liegt am Waldrand und von dort aus fliesst das heisse Wasser über Kanäle in die Becken und heizt diese. Nun kann man das Wasser auch umleiten und dann kühlen die Becken ab. Das ist sehr schön, denn wenn es zu kühl wird, kann man wieder den Lauf verändern und seine Badewanne wieder beheizen. Echt gutes System. Am Abend finden dann alle den Weg ins warme Nass. Einfach herrlich. 
 
Am besten ist, dass die Wolken sich weitgehend verzogen haben und wir einen unglaublich schönen Sonnenuntergang geniessen können. 






Die anderen verschwinden schon früh ins Zelt.Ich geniesse die Ruhe, die Aussicht, die beginnende Dunkelheit und die Sterne glitzern am Himmel. Einfach perfekt! Umso besser schlafe ich dann auch, mit einer wohligen Wärme in den Knochen verschwinde ich in den Schlafsack.


Ausschlafen am nächsten Morgen, denn es ist unserer Ruhetag! Wie schön! Der Himmel ist strahlend blau und die Sonne kriecht hinter den Bergen hervor. Gegen 11 Uhr gehen wir für eine kurze Wanderung auf die Sandbank. Wieder hat sich das Wasser erstaunlich weit zurückgezogen. Nur einige Flussläufe sind zu sehen. Juan bringt uns zu einem sehr schönem Wasserfall. Nach einer kleinen Dusche, um fürs perfekte Foto zu posen, machen wir uns auf den Rückweg. Die Flut kommt und wir wollen nicht zurück schwimmen. Das Wasser der Thermalquellen ist angenehmer ;-)

Lost in Patagonia – Vermisst in Patagonien

Als wir gegenüber vom Camp sind, geht Juan schon mal vor um das Mittagessen vorzubereiten. Danie, Louise und Debbie bewundern zwei Schwäne mit schwarzen Kopf. Ich begebe mich dann langsam auf den Rückweg. Dan läuft an mir vorbei und verschwindet in den sehr hohen Gräsern. Ich denke mir nichts dabei und laufe weiter. Um 14 Uhr komme ich im Camp an. Die anderen sind eine Weile nach mir da, doch von Dan fehlt jede Spur. Hmm...??? Debbie fällt fast in Ohnmacht, als sie merkt ihr Mann ist nicht da. Ich beruhige sie und wir halten Ausschau. Juan hat einen Beobachtungsposten bezogen und beobachtet die Gegend. Nichts! Langsam kriecht das Wasser auf die Sandbank. Juan entscheidet mit Danie gemeinsam Dan zu suchen. Mich beunruhigt etwas das er dafür die Schwimmweste anzieht..., aber eigentlich sehr richtig, denn das Wasser steigt schnell und er stellt sich auf den Notfall ein. Wir vereinbaren Zeichen um uns über die lange Distanz verständigen zu können. Langsam kriecht die Unruhe in mir hoch. Debbie ist sehr still und nervös. Ich sehe, dass sich Juan und Danie getrennt haben. Danie gibt nach einer Weile das vereinbarte Zeichen, dass Dan nicht dort ist, wo er sucht, aber er hört auch nicht mehr auf mit dem Zeichengeben. Ich entscheide ihm entgegen zu laufen, weil ich dachte er braucht Hilfe. Ich schlage mich durchs hohe Gras und treffe ihn ohne Dan. Er zeigt mir ein paar Fussspuren von Dan, welche sich aber im Gras verlieren. Hoffentlich ist ihm nichts passiert, das wäre eine Katastrophe. Die vergehende Zeit kommt mir gleichzeitig unendlich lang und zu kurz vor. Mich beunruhigt aber nicht die Zeitlänge, sondern der bedrohlich anspeigende Wasserspiegel. Danie und ich klettern auf einen Baumstumpf. Dann sieht Danie ein blaues T-Shirt am Waldrand auf der Campseite. Das ist Dan. Danie läuft einen Bogen in diese Richtung. Ich bleibe auf dem Baum stehen, denn so hab ich alle Suchenden im Blick. Wenig später hören wir die Pfeife von Debbie und Louise und sehen das Zeichen, Dan sei da. Ich frage zurück und bekomme die gleiche Antwort. Puhhh.... ich pfeife laut und teile den anderen die Erlösende Nachricht per Zeichen mit. Alle sind mega erleichtert und glücklich, dass alles gut aus ging. Dan hatte sich richtig verlaufen. Er war etwas bleich und unterzuckert. Nach dem Essen gehts ihm dann auch wieder besser, denn es gab auch eine Tafel Schokolade. Eigentlich wollten wir noch Flussaufwärts paddeln, aber irgendwie hat niemand so richtig Lust dazu.

Juan kann Louise, Danie und mich noch zu einem kurzen Hike aufmuntern. Wir klettern in den Wald hinauf und haben eine super tolle Aussicht auf den Fjord. Abends stossen wir dann auf unser wiedergefundenes Teammitglied an und geniessen ein weiteres Mal einen schönen Sonnenuntergang in den Quellen.

Ah... jetzt bewegst du Wasser!“

Der letzte Paddeltag ist der Härteste, angegebene Paddelzeit bis zu 6 Stunden. Was wir noch nicht wissen ist, wir werden ca. 10 Stunden unterwegs sein (inkl. Pausen und Mittagsstopps). Um 5 Uhr klingelt der Wecker, wir brechen mit dem Tageslicht auf. Kein Gegenwind und wieder glatte See, perfekter kann es gar nicht sein! Wir paddeln wieder in die Stille und mir wird bewusst, dass das der letzte Paddeltag sein wird. Daher nehme ich meine schmerzenden Blasen an den Händen in Kauf und gebe nochmal alles – auch wenn das Juan vielleicht nicht so vorkam... ?!

Pünktlich zum „Arbeitstag“ sind dann auch wieder Wolken am Himmel und wir schieben eine Regenfront vor uns her. Wir kommen aus dem Seitenfjord und bleiben eine Weile auf dem Hauptfjord. Bevor wir die Überquerung des Fjordes in Angriff nehmen gibt es nochmal eine Pause und wieder Schokolade und Kekse - Juans Geheimrezept für bessere Stimmung (obwohl das sicher kein Problem in dieser Gruppe war!), Kraft und Durchhaltevermögen. Pro Tag haben wir mindestens 4 grosse Tafeln Schokolade niedergemacht! Unglaublich, aber wir haben auf unserem sportlichen Ausflug sicher nicht an Gewicht verloren! Es gab mehr als genug zu essen und genügend Rotwein ;-)

Nach der Überquerung des Hauptfjords kommen wir doch tatsächlich noch in den Regen. Aber das war kein Problem, ich spüre die Tropfen im Gesicht, aber kalt ist es nicht. Wir paddeln tapfer weiter und der Wind frischt immer mehr auf, zum Glück Rückenwind. Jetzt gibt es die ein oder andere Situation, dass wir auf den grösseren Wellen surfen können. Dabei fühle ich mich nicht ganz so wohl, Juan denkt ich mache Spass – aber das ist definitiv ernst!

Wir landen bald an einem Hause. Hier werden wir Mittagessen, bis hierher haben wir 5 Stunden gebraucht, noch 2 mehr bis zum Camp! Puhh...!
Das Haus ist wunderschön ausgebaut und eher auf einem höheren Standart. Die nette Dame kocht schon lang für die Gruppen von Juan. Wir bekommen ein paar leckere Empanadas gefüllt mir Muscheln. Alle dachten, dass sei schon das Hauptgericht, aber nein, das sollte noch kommen. Es gibt entweder Schwein oder Geflügel, dazu Kartoffeln und Bohnen. Na dann... legen wir mal los! Zum Abschluss gibt es noch Pfirsische und Dulce de Leche (eine Art Karamelcreme). Die wohlige Wärme im Haus und der volle Magen lassen uns sehr schnell sehr müde werden. Einstimmig streiken wir! Nein, nicht noch weiter! Bitte! Aber Juan hat kein Erbarmen! Ab in die Kayaks und auf in die letzten beiden Stunden! Das ist hart! Sehr hart! Aber wir schaffen es, wir paddeln relaxt und easy bis zum Endpunkt. Zur Belohnung lichten sich die Wolken und wir haben einen herrlichen Blick auf den riesigen Wasserfall an der gegenüberliegenden Felswand. Ein traumhafter Anblick, hohe Felswände mit vereinzelten Flecken Schnee und in der Mitte der Wasserfall.
Tag 5 ca. 35 km Paddelpensum


Als wir aus den Kayaks steigen sind wir zwar froh, dass wir das alles geschafft haben, aber auch traurig, dass es schon vorbei ist. Wir bauen unsere Zelte auf und räumen die Kayaks aus. Auch hier gibt es Thermalquellen, wir entspannten unsere Muskeln und danach giebt es ein super leckeres Abendessen! Alles in Allem ein schöner letzter Abend auf der Tour!




Am letzten Morgen hiess es wieder früh aufstehen, um 6 Uhr legt das Fischerboot ab. Wir verladen die Kayaks im Halbdunkel und verlassen das Camp. Frühstück gibts an Deck! 



Und wie kann es anderes sein, wir essen die letzte Tafel Schokolade... :-D Wir fahren ca. 3 1/2 Stunden zurück zum Ausgangspunkt. Wir können die gesamte Landschaft nochmal bestaunen und geniessen. 

Ich sitze gedankenversunken an Deck und staune über die Leistung die hinter mir liegt! Ein wirklich sehr gelungener Trip! Sehr zu empfehlen auch für aktive Anfänger!

Gegen 16 Uhr sind wir zurück in Puerto Varas. Das Abendessen findet leider ohne Juan statt, er ist schon wieder beschäftigt und organisiert die letzten Sachen für seine nächste Tour am nächsten Morgen. Einfach unglaublich der Mensch! Immer geschäftig, in Bewegung und niemals müde! Er managt das alles weitgehend selbst: seine Webseite, seine Emails, seine Vor- und Nachbereitungen und dann führt er auch noch alle Touren selbst. Ein riesiges Plus für ein erfolgreiches Projekt!

Mein Fazit zum Trip

Ich will nochmal!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Sehr, sehr empfehlenswert für Aktive und naturverbundene Reisende!

Vielen, vielen Dank an Juan!!! Mach weiter so und alles Gute für die Zukunft!
Man sieht sich immer zweimal im Leben! Auch wenn Du keinen Volunteer brauchst ;-)
 

Genau 2 Tage habe ich um meine Sachen zu trocknen, zu waschen und den Bericht online zu stellen. Dann geht es schon auf ins nächste Abenteuer. Am Freitag 10.01.14 nehme ich die Fähre von NAVIMAG und fahre in 3 Tagen bis nach Puerto Natales durch eine hoffentlich faszinierende Fjordlandschaft.

Ein schönes Wochenende euch allen.
Ich hoffe ich habe mit der Länge des Berichtes nicht übertrieben...

Liebe Grüsse
Mokie

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