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Donnerstag, 7. Mai 2015

Aufbruch

Der Weg entsteht, wenn man ihn geht

Es sind wie zwei Welten zwischen denen ich unterscheiden muss. Als ich zu meiner letzten Schicht ins Spital gefahren bin, hab ich mir schon überlegt, warum ich das mache. Warum gebe ich einen sicheren Alltag auf? Es wäre doch so einfach, eine Wohnung, ein Dach über dem Kopf wenn es regnet und stürmt, ein festes Einkommen, die gewohnten Leute um sich herum, alles wie gewohnt laufen zu lassen.. Ein komisches Gefühl überfällt mich.

Ja, ich bin schon recht viel unterwegs gewesen und trotzdem fällt es mir doch nicht so leicht los zu fahren. Warum, weiss ich nicht. Meine Sachen sind vorsortiert und fertig zum einpacken. Alles ist organisiert und abgesichert. Zugeben ich bin nicht gaaanz so organisiert wie vor 3 Jahren und das ist gut so.

„Wenn es ein Motorrad wäre, würde ich Dich beneiden!“ Das sind die Abschiedsworte von Riccardo, meinem WG-Partner. Diesmal geht es mit dem Fahrrad auf Tour. Ganz genau weiss ich nicht wie, was und wohin. Auf jeden Fall bin ich mir nach dem bepacken meines gelben Bikes letztendlich wirklich nicht sicher, was ich da wohl tue.

Freitag, 1.5.15, 14 Uhr, Regen und zarte 10 Grad machen mir das losfahren nicht einfacher!

Das Swiss Travel Festival in Luzern ist mein Startpunkt. Bis nach Rotkreuz nehme ich den Zug. Es sind daher nur 11km bis nach Landquart. Das Fahren mit Gepäck ist Übungssache, ich hoffe ich lerne schnell dazu. Von Rotkreuz bis nach Meierskappel sind es nur 4 km, es regnet in Strömen und ich komme auf dem Campingplatz total durchnässt an. 

Ich wähle einen Platz neben der VW-Büssli Truppe, gleich kommt Caro und fragt ob sie mir beim Zeltaufbau helfen kann. Super, dann geht’s nochmal schneller. Und schon sitze ich bei Ihnen unter der Plane und grille eine Bärlauchwurst. Die erste (verregnete) Nacht im neuen Hillebergzelt wird auch gleich zur Taufe! Jetzt kann nix mehr schief gehen.

Das Wochenende war sehr schön, es gab interessante Vorträge. Die Lust aufs Reisen ist definitiv gestiegen. Während die anderen am Sonntag wieder einpacken um nach Hause zu fahren, geht meine Reise nun los! Als erstes wird mein Start noch versüsst. Ich besuche Christinita :-) in Luzern. Wir verbringen einen schönen Tag in der Stadt am Vierwaldstättersee und haben uns natürlich sehr viel zu erzählen. 


Am Dienstag breche ich dann Richtung Süden auf. Zu meinem Glück ist das Wetter sehr angenehm zum radeln und Christina begleitet mich die ersten 30km. Vielen Dank und das erste Abenteuer, einer wirklich riskanten ;-) Wasserdurchfahrt, haben wir beide bestanden.
Sie verabschiedet sich von mir am Sarnersee und für mich heisst es weiter strampeln. 



In Giswil stehe ich dann vor diesem Schild. Mir fällt die Kinnlade runter, was soll´s da muss ich jetzt wohl rauf! Auf 2 km 200 Hm sind wohl 12% Steigung, oder 10°. Mir kommt ein Ratschlag in den Sinn, wenn es irgendwie möglich ist, soll gefahren werden. Schieben ist noch viel anstrengender. Das ist vollkommen richtig, hab es hier ausprobiert. Also kleinster Gang rein und kräftig treten. Unglaublich was da mit einem passiert, ca. alle 100 – 150m muss ich kurz anhalten. Nach den ersten 300m überholen mich drei ältere Herrschaften, erzählend und lachend auf ihren lässigen Elektrorädern. Hm... hätte ich mir vielleicht doch so was zu legen sollen. Nun, nach immerhin 50 min bin ich oben. Glücklich es geschafft zu haben!

eindrückliche Kirche in Lundern

Der Brünigpass war dann nur noch eine Kleinigkeit, auf 5km 300Hm. Wieder waren schwere Gewitter und Regenschauer vorhergesagt, daher hab ich mir eine Matratze im Touristenlager Hotel Waldegg auf der Passhöhe (1070müM) gegönnt. 




Via Veloweg Nr.9 komme ich über wunderschöne Strassen und Wege bei schönem Wetter in Interlaken an. Und manchmal hatte ich auch Glück und kam aus der richtigen Richtung :-)



Am Abend zeigten sich Eiger, Mönch und Jungfrau bei wunderschönen Licht. 



Während ich so dahin radel, komme ich immer wieder zu meiner Frage vom Anfang zurück. Mittlerweile muss ich sagen, das es völlig wahr ist, dass das Abenteuer erst ausserhalb der Komfortzone beginnt. Der Schritt die eigene Komfortzone zu verlassen ist der schwierigste. Nicht das ich das nicht schon gewusst hätte, es wurde mir wieder einmal viel mehr bewusst!

http://observationdeck.io9.com/the-morning-open-thread-comfort-zone-edition-1688882851

In dem letzten Jahr ist so viel passiert und ich bin so dankbar dafür, dass es so passiert ist. Ich habe wirklich nette Leute kennengelernt, einige sind wieder verschwunden und haben trotzdem meinen Weg geprägt. Ich kann und will nicht sauer darauf sein, das schöne Zeiten vorbei gehen. Jeder bestimmt seine Komfortzone und seine Abenteuerlust selbst. Jetzt bin ich da wo ich bin und ich geniesse es.

„Der Weg entsteht beim Gehen. Mal sehen, wohin er führt.“ 

Dieser Satz trifft es für mich auf den Punkt. Im Buch von Meike Winnemuth „Das grosse Los“ begibt sie sich ebenfalls aus ihrer Komfortzone heraus, sie entdeckt in 12 Monaten 12 Städte und lebt dort. Lesenswertes Buch falls man über den Tellerrand hinausschauen möchte.

„Alles mit den eigenen Augen sehen, nichts voraussetzen, nichts mutmassen. 
Sonst wird man ja doch nur widerlegt.“



Mokie


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