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Donnerstag, 6. Juni 2013

Amazonas Dschungel

30.5.-04.06.2013

Amazonas Dschungeltrip

Kaum zu glauben, aber wir hatten am ersten Tag nach Andreas Ankunft richtigen Stress. Ich habe mir ein paar Informationen in einer Agentur geben lassen. Darunter war unter anderem dieser Dschungelausflug. Consuela von Carpedm Tours www.carpedm.travel gibt sich sehr viel Mühe und schwärmt uns vor wie schön es sei. Da wir mittlerweile für unseren Galapagosausflug ein Datum festgelegt haben, müssen wir uns nun entscheiden, ob wir sofort in den Dschungel aufbrechen wollen. Hmm... schwierig, wir haben beide schon 2 weitere Nächte in unseren Hotels gebucht und bezahlt. Aber wir wollen nicht auf den Ausflug verzichten. Somit geht die Rennerei los. Erst in Andreas Hotel und fragen, ob sie die Nächte nach hinten schieben können. Ja... es klappt. Weiter zu mir ins Hostel... absolut kein Problem... Wieder zurück zur Agentur, buchen, Infos abholen, zurück in mein Hostel, Überweisung machen (da bei Kreditkartenzahlung unglaubliche 6%(!) Gebühr anfallen), schnell umpacken - das nötigste in den Tagesrucksack, grossen Rucksack im Hostel einlagern, auschecken, was essen gehen und ab ins Taxi zum Busbahnhof! Puh... geschafft. Ich entscheide mit für die günstige 8$ Variante und fahre schon am gleichen Abend (22 Uhr) mit dem Nachtbus nach Lago Agrio - 8 Stunden Serpentinenkurven!!! Dazu regnet es in Strömen. Dann 4 Uhr Nachts - Polizeikontrolle. Bitte alle aussteigen zur Personen- und Gepäckkontrolle. Alle wieder einsteigen, weiter gehts! Nach einer unruhigen, schlaflosen Nacht, bin ich um 6 Uhr da. Weiter gehts mit dem Taxi zum Treffpunkt, hier kann ich etwas frühstücken. Ich treffe Peter aus dem Hostel wieder, er hat die gleiche Tour gebucht, dazu kommen noch Annika und Nils. Sie sind auf Hochzeitsreise. Wir warten gemeinsam die 3 Stunden bis uns gegen 9 Uhr Guido (unser Guide) abholt. Wir fahren zum Flughafen, hier treffe ich Andrea wieder. Sie entscheidet sich für den 80$ Flug. Schnell und einfach! Komplett sind wir 9 Leute (5 Deutsche, 1 Schweizerin, 1 Niederländer, 2 Italiener). Es ist gegen 10:30 Uhr, nun fahren wir 2 Stunden von Lago Agrio Richtung Dschungel.

Nach einer rasanten und manchmal auch halsbrecherischen Fahrt kommen wir wohlbehalten im Cuyabeno Reservat an. Hier erwartet uns gegen 12:30 Uhr ein tolles Mittagessen - Hühnchen mit Reis und Bohnen.


Dann gehts ab ins Boot. Ich sitze kaum im Boot und mir wird bewusst, wie schön es im Dschungel ist. Nach Costa Rica und Kanada fühle ich mich in der Natur als würde ich "nach Hause" kommen. Die Sonne scheint, der Wind ist erfrischend aber nicht kalt und ein feuchter Dschungelgeruch liegt in der Luft. Das Motorboot bahnt sich seinen Weg durch den dickbewachsenen Blätterwald, das Grün rauscht an uns vorbei, dutzende Schmetterlinge in allen Farben fliegen uns entgegen. Es ist wie im Paradies.


Wir sind glücklich und geniessen es vom ersten Moment an.

Los gehts!
Auf dem Weg in die Lodge sehen wir schon ein Faultier, verschiedene Wasservögel, Affen und blaugelbe Aras! Unglaublich!

Guido hält Ausschau
die grosse Lagune
Ankunft an der Siona Lodge
Wir überqueren die grosse Lagune und kommen an der Siona Lodge an (gegen 16 Uhr). Andrea steigt aus dem Boot und sagt: "Luag a mal,döt isch än Kaiman. Isch dä us Holz?"

Die Antwort von Guido: "Das ist unser Hauskaiman!" Uppsss.... der ist echt und begrüsst uns gleich beim ersten Schritt! Nur zur Verteidigung von Andreas Aussage, der sah wirklich unecht aus!

Wir bekommen unser Zimmer mit eigenem Haustier. Ein grosser Frosch beobachtet uns täglich von oben im Badezimmer. Die kleine Doppelhütte ist aus Bambus und sehr gemütlich. Strom gibt es nur für 3 Stunden (von 18 bis 21 Uhr), den werden wir auch nicht brauchen. Wichtig sind nur Kopflampen. Wir fühlen uns sofort wohl. Kurz auspacken und schon gehts nochmals zu einem Bootsausflug. Wieder geniessen wir die unglaubliche Ruhe und die pure Natur.



mehr sieht man leider nicht von den Delphinen
Schon vorher haben wir von rosaroten Flussdelphinen gelesen und gehört. Hier soll man sie sehen können. Das absolut Unerwartete trifft ein. Wir hören einen ausatmen und sehen ihn gleich wieder unter der Wasseroberfläche verschwinden. Die Delphine haben nicht so eine typische Rückenflosse wir ihre Artgenossen im Meer, daher ist es sehr schwierig sie zu fotographieren. Sie springen auch nicht, da das Wasser nicht tief genug ist. Einige Male wurde der Versuch unternommen, sie zu zählen, man schätzt den Bestand auf 30-40 Tiere. Schon bei der Walbeobachtung auf der Baja California, hatte ich das Gefühl von  endloser Freude über diese Begegnung. So auch hier. Ich hätte noch Stunden verweilen können und ihnen beim schwimmen und spielen zuschauen können. Die Tour geht weiter und wir sehen noch 2 Faultiere, Affen die kuscheln und verschiedene Vögel.

Hihi... beim kuscheln erwischt :-)

Sonnenuntergang geniesen


Am Schluss halten wir mitten in  der grossen Lagune an und geniessen den Sonnenuntergang. Hier,  ist es auch erlaubt zu schwimmen. Ein komisches Gefühl, wenn man weiss irgendwo am Rand lauern Kaimane, Schlangen (Anaconda, Boa) und nicht weit sind auch die Piranhas. Wir beide trauen uns nicht und bleiben im Boot.




Nach 2 Stunden sind wir wieder an der Lodge. Eine Verschnauffpause gibt es nicht, es geht umgehend weiter zur Nachtwanderung. Puhh... welch ein Stress! ;-)

 Andrea und ich sind ja keine wahren Freunde von Spinnen. Es ist eine kleine Herausforderung nur mit einem spärlichen Liächtli durch den Urwald zu laufen. Tatsächlich sehen wir sehr grosse Spinnen und unter anderem auch eine Tarantel. Eindrücklich.


Wenn ich sie so sehe, bin ich fasziniert, aber der Gedanke, dass sich eine auf mich abseilt ist dann doch unerträglich. Nach 45 Minuten bin ich froh wieder zurück zu sein. Das muss ich jetzt nicht nochmal haben...



Gegen 20 Uhr gibts dann Abendessen. Ein drei Gängemenü erwartet uns. Es schmeckt sehr gut und danach fallen wir nur noch ins Bett. Was für ein ereignisreicher Tag!

Luis - unser Guide
Die nächsten 4 Tage werden unvergesslich. Ähnlich wie am ersten Tag, sind jeden Tag mehrere Aktivitäten geplant. Morgens um 7 Uhr aufstehen, 8 Uhr Frühstück, gegen 9 Uhr Start zum ersten Ausflug. Mittagessen gibts um 13 Uhr, danach folgen wieder Ausflüge und Abendessen gibts um 20 Uhr. Da wir eine grosse Gruppe sind, werden wir von Anfang an, dem Guide Luis zugeteilt, wie sich später herausstellt ist dies ein riesiges Glück!




Der zweite Tag ist sehr interessant. Wir brechen mit dem Boot auf und sehen wieder Delphine, Tucane, den Monk Saki Affen mit einem dicken, flauschigen Schwanz:


 ein schlafendes Faultier:


und begleitet von der unglaublichen Geräuschkulisse der Brüllaffen, steuern wir unseren Wanderweg an. Die Wanderung führt in ein nahegelegenes Dorf. Gut ausgestattet mit Gummistiefeln erreichen wir  nach ca. 2 Stunden unser Ziel.




Hier zeigen uns die Einheimischen wie man Yuccabrot (Manniokbrot) backt. Wir ernten die Yucca,


schälen und raspeln diese,


dann wird sie gepresst (dies ist die wichtigste Aufgabe, zu nass oder zu trocken kann das Brot ungeniessbar machen). Die Yucca wird gesiebt, am Ende sieht sie aus wie Parmesankäse oder Kokosraspeln. Zum Schluss wird das Pulver auf einer heissen Platte gebacken.



Ein Brotteller ist für eine Person für einen Tag. Es sättigt sehr gut und wird zum Frühstück gegessen. Zum Mittag essen sie meist eine Suppe, Abendessen gibt es gar nicht.

er wollte nicht mit Mokie teilen :-(

Ein Papagei gesellt sich zu uns. Ihm schmeckt das Brot auch sehr gut. Er ist so zutraulich, ich hatte ihn auf meinem Arm sitzen.




Nach dem Einblick in die einheimische Küche geniessen wir unser  Mittagessen und fahren weiter zum Dorfschamanen. Er erzählt uns einiges über seine Arbeit und führt uns eine Reinigung vor. Es ist sehr interessant und er hat etwas mystisches an sich.
Die Federn auf dem Kopf sind Tucanfedern und die Zähne der Kette sind von einem Wildschwein.


Zum Schluss dürfen wir noch die traditionelle Jagdwaffe, das Blasrohr, ausprobieren. Andrea schafft es doch tatsächlich auf Anhieb den kleinen Holzfisch zu "erlegen". Ich erst im zweiten Anlauf.

Auf der Rückfahrt zur Lodge beweisst sich das wir mit Luis einen Glücksgriff gemacht haben. Er hat Augen wie ein Adler. Er sieht sehr viel. Ständig macht er uns auf Tiere in den Bäumen oder am Wasserrand aufmerksam. Unglaublich dieser Spürsinn!!!


Wir sind gegen 17 Uhr zurück und haben 1 Stunde Pause, bevor es nochmals zur Lagune geht um den Sonnenuntergang zu sehen. Diemal gehen wir auch baden. Schwimmen mit Piranhas, Kaimanen und Anakondas. Ein mulmiges Gefühl!

Andrea
ein beherzter Sprung ins Wasser

Gleich danach brechen wir zur Nachtbootsfahrt auf. Wir sehen einige Augen leuchten. Zum Glück sehen wir in der Dämmerung noch eine kleine Anakonda. Sie ist schätzungsweise 3 m lang, die grossen werden bis über 10m lang.

 
Anakonda

Unser Glück ist uns weiterhin holt, wir können einen Kaiman und 2 Boas beobachten.

grüne Boa


Die nächsten Tage sind ähnlich. Zu meiner grossen Freude machen wir 2 Kanutouren á 3 Stunden. Wir werden mit dem Motorboot hinausgefahren und paddeln schön gemütlich zurück zur Lodge. Da werden Erinnerungen an Kanada wach. Es tut so gut, wieder ein Paddel in der Hand zu halten, sich mal wieder richtig bewegen, den Körper und die Muskeln spüren. Lautlos gleiten wir übers Wasser. Die Natur um uns herum scheint vollkommen im Einklang zu sein. Wieder können wir Affen und Vögel beobachten. Ich sauge den Moment in mir auf, um mich noch sehr lang daran erinnern zu können.


Der letzte Tag ist sehr entspannt, wir haben den ganzen Nachmittag Zeit zu relaxen. Wir liegen in der Hängematte auf der Terrasse und lesen, träumen und geniessen. Die Sonne scheint, es ist angenehm warm, die Schmetterlinge fliegen, es geht kein Lüftchen und es redet niemand. Keine störenden Geräusche, einfach nur Dschungelruhe! Das tut so gut.  Ich nutze die Chance und mache mein Poweryoga. Hier habe ich meine innere Ruhe finden können und nehme sehr viel Kraft mit.



Die Siona Lodge www.sionalodge.com können wir wärmstens empfehlen. Das Personal ist sehr nett und zuvorkommen. Die Führer sind stetig bemüht um das Wohlergehen der Besucher. Es war einfach unbeschreiblich friedlich und schön hier.



Miguele
Vielen Dank an unseren Superkoch Miguele. Das Essen war jeden Tag frisch und sehr lecker! Mittags und Abends gab es immer 3 Gänge! Einfach genial. Miguele würde am liebsten mit Andrea in die Schweiz reisen. Er würde für sie kochen. :-) Nachdem Andrea ihm erzählt wie es in der Schweiz zu und her geht, entscheidet er sich dann doch lieber im Dschungel zu bleiben.


Wenn Engel reisen, ist immer schönes Wetter. In unserer letzten Nacht im Amazonas hat es angefangen wie aus Kübeln zu regnen. Der Himmel weint, weil wir wieder abreisen. Erstaunlich war auch, dass wir fast keine Moskitos hatten. Andrea hatte sehr lange gar keine Stiche, doch am Schluss hat sie auch noch den einen aufgegabelt. Sie schwört auf Antibrumm aus der Schweiz.

 
Luis unser Superguide!  Er würde mich am liebsten behalten ... :-)


Für den Rückweg nach Quito entscheiden wir uns beide fürs Flugzeug! Die Strasse war die letzte Nacht gesperrt, da es stark geregnet hatte. Wir nehmen die sichere, aber teurere Variante. Wir sind am Abend gegen 20 Uhr zurück in Quito.

Andrea und ich sind uns einig: Einen besseren Einstieg in dieses wunderschöne Land Ecuador kann man nicht haben! Danke dafür!

Unser Plan ist sehr eng und wir sind froh, dass wir nicht so viel Zeit in Quito verbringen müssen. Die Natur ist uns lieber und daher verabschieden wir uns nun für unglaubliche 11 Tage nach Galapagos! Ja, ihr lest richtig. Wir lassen es krachen! 11 Tage Tierreich pur! 11 Tage keine Zivilisation, kein Internet, kein Handy, keine Verpflichtungen (bis auf essen, schlafen, Natur pur und fotographieren!).

Einfach nur das Leben geniessen!

Bis zum nächsten grossen Bericht.
Viele entspannte Grüsse
Andrea & Mokie





1 Kommentar:

  1. Liebe Beate,
    wiedermal ein sehr schöner, lebendiger Bericht. Ich konnte quasi beim Lesen die Affen schreien und die Grillen zirpen hören. ----> FERNWEHALARM
    Jetzt bin ich schon sehr gespannt auf den Bericht von Galapagos....
    LG Denise

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