20.-29.08.
2013
Acari |
Weiteres
Beispiel: Gleich am Anfang haben die beiden einen Notfall, Patient
mit gebrochener Hüfte, übernommen. Sie wollten ihn auf die Seite
drehen und einen Hüftgurt anlegen. Dabei entdeckte Anne, dass dieser
Patient eine gebrauchte Nadel im Oberschenkel stecken hatte. Da es
keinen Nadelabwerfbehälter gibt, landet alles was benutzt wurde
entweder im Bett oder auf dem Boden... oder halt im Oberschenkel des
Patienten!!! Als erstes haben sie dann einen Nadelabwerfbehälter im
Stationsalltag eingerichtet! Es ist wirklich unglaublich, dass die
einfachsten Sachen hier fehlen!
Die
Krankenstation entsprach auch eher einer Müllhalde, als einem
Krankenhaus. Die Mitarbeiter haben gestaunt, als Anne und Felix
begannen ihre Arbeitsplätze zu putzen. Da kam es auch schon mal vor,
das Autopsien im Garten der Krankenstation durchgeführt wurden. Es
ist völlig egal ob da Kinder spielten oder Patienten warteten, alle
sind herzlich eingeladen um zu zuschauen. Die beschriebenen Sachen
sind nur ein Bruchteil von dem was die beiden hier alles erlebt
haben. Felix meint, da ist es einfacher ein Kamel durch ein Nadelöhr
zu schieben, als denen beizubringen, was Hygiene,
Verantwortungsbewusstsein und Respekt ist.
Die
Frage stellt sich jetzt: Was nun? Von den übrigen Schwestern im
Konvent haben sie auch keinerlei Unterstützung erhalten, da sie von
ihnen nicht erwünscht waren. Somit haben sie das Projekt selbst in
die Hand genommen und gestartet. Vor langer Zeit gab es schon einmal
ein Projekt, welches Gesundheitshelfer in den abgelegenen Dörfern
ausgebildet hat. Sie haben dieses Projekt wieder aufgegriffen und neu
entwickelt. In den letzten 8 Monaten haben sie 17 Gesundheitshelfer
(Promotoren) ausgebildet und 8 Behandlungsräume (Topico) gebaut und
ausgerüstet. Nun steht ein Abschluss an. Anne und Felix werden am 4.
September wieder zurück nach Deutschland fliegen und daher muss noch
einiges erledigt werden. Vom 23.-25.8.13 findet ein Abschlusstreffen
der Promotoren statt. Jo, Anne W. und ich bekommen die Aufgaben
einige Dokumente und Zertifikate zu entwerfen und zu drucken; uns
insgesamt 8 Geschenke zu überlegen, einzukaufen und schön zu
verpacken; ausserdem müssen wir einige Lebensmittel kaufen und alles
bis zum Freitag! Wir haben genau 2 1/2 Tage Zeit dafür!
![]() |
Miniendorf |
Goldader |
Franzi, Jo u. Anne W. |
Paulino- ein Pfarrer auf Abwegen |
nicht schlecht - oder? |
Mittlerweile wird mir das erste Mal klar unter welchen Bedingungen Anne und Felix hier arbeiten.
Am Freitag geht es am Abend ins das ca. 1 Stunde entfernte Lomas, direkt zum Meer.
Das Wochenende ist geprägt von Wiederholungskursen, Reanimationsübungen, einem Abschlussexamen, ein wenig Auflockerungssport, ein kleines Fest am Samstagabend mit Lagerfeuer und natürlich nicht zu vergessen: einige katholische Kirchenbesuche! Damit wäre mein Bedarf für den Rest meines Lebens wohl gedeckt ;-) . Alles in allem ein schönes Wochenende mit Weiterbildungszweck für die Promotoren. Leider sind von den 17 Promotoren nur 8 gekommen.
Abschlussexamen |
Pisco Sour - Limetten auspressen |
![]() |
Paulino bei der Arbeit :-) |
Kinderbetreuung während der Messe |
Anne und Felix mit ihren Promotoren - Gratulation! |
Am Sonntagabend sind wir dann erst spät am Abend wieder zurück in Acari. Nach einer sehr kurzen Nacht, geht es am nächsten Morgen mit einem vollgepackten Landrover auf die Dörfer. Anne und Felix haben eine Abschlusstour geplant um alle Behandlungsräume einzuweihen und nochmals mit Medikamenten auszustatten.
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEidSPXzsDSNs19sVtmRspcb7Obx9YiqIz7Cb3GpmNBQ_v8pKmwE7deLcWiquy9ESyocDkEFaf7KAkGv1tNVjvaaaE5leEYd8Mh5jz-A2FQ4t3j8-oa4b3baI2Wg7EXmhEbwy_hiYunzXIk/s1600/k-CIMG4615a.jpg)
der am Weitesten entfernte Behandlungsraum von Andres |
Andres war übrigens an jeder Fortbildung von Anne und Felix. Und das obwohl er jedes Mal 24 km für den Hin- und Rückweg zu Fuss zurücklegen musste. Andres kann man alles fragen, er ist wie ein wandelndes Lexikon! Aber er ist nicht so der praktische Typ, wenn er mal etwas kreativ sein soll, dann ist er etwas überfordert. In seinem Dorf in Amaruyoc gibt es ausser den Fluss kein fliessend Wasser und keinen Strom. Aber dafür macht er einen sehr zufriedenen Eindruck und das ist bewundernswert!
Nach mehr als 2 Stunden begeben wir uns auf den Rückweg. Zum Glück habe ich noch einen Snickers dabei. Der gibt mir wieder etwas Kraft und Energie für den Rückweg. Erstaunlicherweise schaffen wir es mit dem Einbruch der Dunkelheit am Haus von Ernsto zu sein. Doch jetzt ist noch nicht Feierabend!
das zu Hause von Ernesto |
Das Topico von Ernesto wird auch gleich noch eingeweiht und letzte Instruktionen verteilt. Ganz spontan ernennt mich Ernesto zur 2ten "Patentante" seines Topicos. Meine Aufgabe war es ein wenig Weihwasser in die Ecken des Topicos zu spritzen. Wenn er wüsste, dass ich damit nicht so viel am Hut hab... Erst später erfahre ich, dass die Paten der Projekte fleissig Geld spenden sollten! Das hat mir niemand gesagt :-( Da ich ja im Vorhinein etwas Geld an Anne und Felix gespendet hatte, hab ich sicher hier auch etwas "bezahlt". Also keinen Grund für ein schlechtes Gewissen. Gegen 22 Uhr können wir uns dann in die Betten fallen lassen... aber bequem ist definitiv anders! Nach einer etwas unruhigen Nacht und einem neurotischen Esel vorm Fenster, klingelt am Morgen um 6 Uhr der Wecker. Der heutige Tag wird nochmal alles von uns verlangen. Wir werden insgesamt 6 Topicos einweihen und Instruktionen geben. In jedem Dorf rechnet Anne mit ca. 2 Stunden - als reine Zeit in den Dörfern = 12 h. Dazu kommt aber noch die Anfahrtszeit... Das wird ein laaaaaaanger Tag.
Hände waschen - Wasser sparen! |
Und
schon geht's weiter ins nächste Dorf. Keine 2 Stunden später steht
wieder ein voller Teller mit Reis und Kuhfleisch auf dem Tisch. Ich
verzichte dankend, alle anderen sind tapfer und stopfen es in sich
hinein.
Im gleichen Dorf wurde Felix zu einem Notfall gerufen. Ein älterer Herr hatte sich auf die Zunge gebissen. Soweit ja nichts schlimmes... Aber irgendwann in der Vergangenheit hat mal jemand erzählt, wenn Du Halsschmerzen hast, dann nimm Amoxicillin. Da das Logikgen auch hier nicht so verbreitet ist, wird gleich kombiniert: Schmerzen = Amoxicillin, aha ein Schmerzmittel also... Somit hat er sich eine Amoxicillin (ist ein Antibiotika) reingeschmissen. Da der gute Herr nicht wusste, dass er allergisch darauf ist, endete dies in einem Allergischen Schock. Wir finden einen schwitzenden, bleichen und schwachen Mann im Bett vor. Puls und Blutdruck sind noch o.k. Felix verabreicht ihm Kortison und Tavegyl. Dann ist der Besuch schon beendet. Eigentlich müsste man den Mann auf einer Intensivstation mindestens 24 Stunden überwachen und das Kortison muss wieder ausgeschlichen werden. Ob der Patient die Tabletten wirklich noch nach Anweisung nimmt, bleibt offen... Felix meinte nur, hier ist es so, entweder er schafft's oder er schafft's nicht... Echt hart, weil wir ja wissen, dass das gut zu behandeln ist. Nach ca. 1 Stunde geht es ihm wieder etwas besser. Hoffentlich nimmt er dieses vermeintliche "Schmerzmittel" nicht nocheinmal. Somit verlassen wir das Dorf wieder und meine Gedanken sind bei dem älteren Herrn...
Ca. 2 Stunden später: und weil es ja noch nicht genug zu Essen gab, gibt es im nächsten Dorf wieder einen reisigen Teller! Diesmal sind es Flusskrebse und Reis.
Dieser Tag ist für mich sehr anstrengend. Mein Spanisch ist bei weitem nicht ausreichend um alles zu verstehen und mein Magen-Darm gibt auch keine Ruhe. Ich bin müde, schwach und erschöpft.
Als wir dann im Dunkeln am letzten Topico in der Nähe von Acari ankommen, bin ich dankbar, das es bald vorbei ist... Zum Abschluss gibt es dann nochmal Meerschweinchen Pikante! :-)
Am Abend um 22 Uhr sind wir endlich wieder zurück in Acari und ich falle in einen tiefen Schlaf. Zum Glück können wir alle ausschlafen, dass haben wir auch bitter nötig - vor 10 Uhr bewegt sich nichts!!!
Im gleichen Dorf wurde Felix zu einem Notfall gerufen. Ein älterer Herr hatte sich auf die Zunge gebissen. Soweit ja nichts schlimmes... Aber irgendwann in der Vergangenheit hat mal jemand erzählt, wenn Du Halsschmerzen hast, dann nimm Amoxicillin. Da das Logikgen auch hier nicht so verbreitet ist, wird gleich kombiniert: Schmerzen = Amoxicillin, aha ein Schmerzmittel also... Somit hat er sich eine Amoxicillin (ist ein Antibiotika) reingeschmissen. Da der gute Herr nicht wusste, dass er allergisch darauf ist, endete dies in einem Allergischen Schock. Wir finden einen schwitzenden, bleichen und schwachen Mann im Bett vor. Puls und Blutdruck sind noch o.k. Felix verabreicht ihm Kortison und Tavegyl. Dann ist der Besuch schon beendet. Eigentlich müsste man den Mann auf einer Intensivstation mindestens 24 Stunden überwachen und das Kortison muss wieder ausgeschlichen werden. Ob der Patient die Tabletten wirklich noch nach Anweisung nimmt, bleibt offen... Felix meinte nur, hier ist es so, entweder er schafft's oder er schafft's nicht... Echt hart, weil wir ja wissen, dass das gut zu behandeln ist. Nach ca. 1 Stunde geht es ihm wieder etwas besser. Hoffentlich nimmt er dieses vermeintliche "Schmerzmittel" nicht nocheinmal. Somit verlassen wir das Dorf wieder und meine Gedanken sind bei dem älteren Herrn...
Ca. 2 Stunden später: und weil es ja noch nicht genug zu Essen gab, gibt es im nächsten Dorf wieder einen reisigen Teller! Diesmal sind es Flusskrebse und Reis.
Dieser Tag ist für mich sehr anstrengend. Mein Spanisch ist bei weitem nicht ausreichend um alles zu verstehen und mein Magen-Darm gibt auch keine Ruhe. Ich bin müde, schwach und erschöpft.
Als wir dann im Dunkeln am letzten Topico in der Nähe von Acari ankommen, bin ich dankbar, das es bald vorbei ist... Zum Abschluss gibt es dann nochmal Meerschweinchen Pikante! :-)
Am Abend um 22 Uhr sind wir endlich wieder zurück in Acari und ich falle in einen tiefen Schlaf. Zum Glück können wir alle ausschlafen, dass haben wir auch bitter nötig - vor 10 Uhr bewegt sich nichts!!!
Franzi
und Caro haben nun die Aufgabe, dass begonnene Projekt weiter zu
beaufsichtigen und zu leiten. Ich wünsche den beiden sehr sehr viel
Kraft, Ausdauer, Geduld und einen guten Magen(!) dafür. Aktuell leben sie in einem zwar
schönen renovierten Haus, leider aber ohne jegliche
Einrichtungsgegenstände und ohne fliessendes Wasser. Hoffentlich
wird das bald in Ordnung gebracht. Denkt daran ihr beiden: Täglich
den Juan anrufen und ihm richtig auf die Nüsse gehen! ;-) Dann
klappts auch mit dem Wasser! Alles Gute für euch! :-)
Falls jemand Interesse hat für dieses Projektes etwas zu spenden, könnt ihr gern mit mir Kontakt aufnehmen. Anne und Felix stehen mit Franzi und Caro weiterhin in Kontakt und können jede Hilfe gebrauchen um das Projekt weiterhin zu erhalten.
Falls jemand Interesse hat für dieses Projektes etwas zu spenden, könnt ihr gern mit mir Kontakt aufnehmen. Anne und Felix stehen mit Franzi und Caro weiterhin in Kontakt und können jede Hilfe gebrauchen um das Projekt weiterhin zu erhalten.
Nach
diesen wenigen Tagen hier in Acari habe ich den grössten Respekt vor
der Leistung, welche Anne und Felix in Peru erbracht haben. Die
Dankbarkeit der Promotoren war zu spüren und die ein oder andere
Träne wurde verdrückt. An unseren gemeinsamen Abenden hab ich ein Stück weit die Erleichterung
gespürt, als sie über die sinnlosen, teilweise wissentlichen
medizinischen Fehlentscheide mit mir geredet haben. Es tat den beiden
gut mal ihren Frust abzuladen und mal einfach nur zu reden.
Für
mich war die Erfahrung hier mit einem riesigen Kulturschock
verbunden. Ich habe mich nicht sehr wohl gefühlt in dieser Umgebung
und war mit der Situation der Leute auf den Dörfern überfordert.
Nicht zuletzt haben natürlich mein sehr mangelhaftes Spanisch, der
Morbus Peru und die einseitige Ernährung dazu beigetragen.
Ich
wünsche Anne und Felix, dass sie ihre Erlebnisse nicht als Last
mitnehmen, sondern als wertvolle Erfahrung aus der sie so viel lernen
und daran wachsen konnten. Nicht zuletzt haben sie ja sogar in Peru
(Cusco) geheiratet und das ist wohl das Wertvollste was sie mitnehmen
können – sich beide gemeinsam!!! Alles alles Gute für euch beide!
Neben Acari liegt die höchste Sanddüne (über 1000m hoch) der Welt. Also die Einwohner hier meinen, es ist die höchste reine Sanddüne - ohne Felsen unten drunter. Auf jeden Fall bin ich sicher der erste Besuch bei Anne, der nicht auf der Düne war. Vorwiegend lag es daran, dass ich in den letzten Woche genug gelaufen bin und ne Pause brauchte und am Schluss meines Besuch es einfach keine Zeit mehr gab. Naja, ist ja nicht so schlimm, der Anblick war auch sehr schön!
Neben Acari liegt die höchste Sanddüne (über 1000m hoch) der Welt. Also die Einwohner hier meinen, es ist die höchste reine Sanddüne - ohne Felsen unten drunter. Auf jeden Fall bin ich sicher der erste Besuch bei Anne, der nicht auf der Düne war. Vorwiegend lag es daran, dass ich in den letzten Woche genug gelaufen bin und ne Pause brauchte und am Schluss meines Besuch es einfach keine Zeit mehr gab. Naja, ist ja nicht so schlimm, der Anblick war auch sehr schön!
Nach
10 Tagen verlasse ich Acari und fahre weiter nach Arequipa. Erstmal
brauche ich ein paar Tage um das Erlebte zu verarbeiten und mir zu
überlegen wie meine Reise weitergehen soll.
Es bleibt spannend!
Liebe Grüsse
Mokie
Es bleibt spannend!
Liebe Grüsse
Mokie
Beate, das ist ein wahnsinnig spannender, augenöffnender Bericht, DANKE dir! ursi*
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